Alien Nature - The Airtight Garage of Jerry Cornelius

Auf welchem Label Alien Nature alias Wolfgang Barkowski sein neues Album veröffentlicht, das ist auf den ersten Blick zu sehen. SynGate-Alben erscheinen immer in gleicher Aufmachung mit den schwarzen Balken am oberen und unteren Rand und mindestens ähnlichen Schrifttypen.

Die Gestaltung des Covers ist nicht die einzige Ähnlichkeit zum Vorgänger „Who Goes There?“ von 2012. Auch beim Thema, das der Musik zugrunde liegt, bleibt Wolfgang seiner Leidenschaft treu: Science Fiction. Nach wie vor kenne ich mich in der SF-Literatur überhaupt nicht aus; so weiß ich (dem Internet sei Dank) bislang immerhin, dass „Jerry Cornelius“ eine Figur aus der Feder des Science-Fiction-Autors Michael Moorcock ist. Ich könnte nun vermuten, dass die Titel der einzelnen Stücke auf der CD sich auf Geschichten um Jerry Cornelius beziehen oder gar direkt aus einem Buch von Moorcock stammen. Eigentlich ist mir persönlich das aber gleichgültig – mir gefällt einfach die Musik.

Den mit „Who Goes There?” eingeschlagenen Weg geht Alien Nature mit „The Airtight Garage“ wie bei einem Fortsetzungsroman weiter. Gleich zu Beginn – bezeichnender Weise heißt das Stück „Things To Come“ – wird klar, wohin die Reise geht: So rockig, temporeich und ohne Schnörkel hat wohl noch kein Album von Alien Nature begonnen. Kein Gezirpe, Piepsen oder Klicken leitet ein oder entführt in fremde Welten. Das Science-Fiction-Album klingt sehr diesseitig, analog und prall. Natürlich gibt es auch die Sounds, die wichtiges Element in der EM sind, aber das sind eher „Zwischentöne“. Deshalb aber von einem Rockmusik-Album zu reden, wäre meiner Meinung nach über das Ziel hinaus. Ich würde sagen, „The Airtight Garage Of Jerry Cornelius“ ist ein Grenzgänger: rockige EM, dem Progressive Rock recht nah, und sehr melodiös.

Nicht zu unterschätzen ist der Anteil an ruhigeren Passagen auf der CD. „The Motionless Bird“ und das sich daran anschließende „Malvina“ gehören beispielsweise dazu. Die Stimmung der einzelnen Tracks ist abwechslungsreich („Arm Jouth“ ist düsterer Natur), und vieles ist üppig instrumentiert, so dass der Sound ziemlich orchestral rüberkommt. Gerade der eben erwähnte Titel „Arm Jouth“ erinnert mich auf diese Weise dann doch wieder an Wolfgang Barkowskis Album „Station Platforms“. Der „Room No. 6” wird gar ziemlich gewichtig: Schwermetall lässt ihn ein wenig schleppend wirken; die melodischen Elemente halten ihn vom Stillstand jedoch ab. Dagegen kommt „The Intermediate Zone“ geradezu tänzelnd daher. Klangmäßig nähern sich die letzten Tracks wieder mehr den ersten an.

Einzelne Melodiepassagen bzw. –sounds kehren immer wieder und bilden einen verbindenden Faden auf dem Album. Auf jeden Fall hat das neue Album von Wolfgang nicht mehr viel von „Heisenberg“ oder „Station Platforms“, mal abgesehen von den zuvor genannten Parallelen bzw. Anklängen. Wem die aktuellen Werke von Computerchemist oder Audio Cologne Project (Computerchemist & Level Pi) oder (natürlich) auch TMA & Friends gefallen, der parkt in der Garage von Jerry Cornelius auch hervorragend.

Andreas Pawlowski

Bezug: www.syngate.bizEvent-Hinweis: Alien Nature live in Solingen am 12. September 2015

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