Kolumne: Quo Vadis EM?

Immer wieder mal wirft der empulsive Redakteur einen Blick auf die hiesige EM-Szene, um ihr nicht nur eine erneute Wasserstandsmeldung abzuringen, sondern um viel mehr zwischen den Zeilen der Veranstaltungen und Events zu lesen. Und die aktuelle Lesestunde fällt durchaus positiv aus, denn nie zuvor gab es soviel zu bereisen und zu berichten, über neue Konzerte und etablierte Festivals zu erzählen, wie in den letzten 2-3 Jahren.

Aber erinnern wir uns doch noch mal kurz daran, in welchem Trauermodus die verharrte EM-Gemeinde noch vor 10 Jahren auf die Scherben des vergangenen Jahrzehnts blickte und niemand auch nur eine Mark oder einen niederländischen Gulden darauf verwettet hätte, dass wir all die lohnenswerte Musik, ehrenwerten Künstler und die neuen alten Veranstaltungen jemals wieder in dieser Form zu Gesicht bekommen würden. Wer hätte zur Jahrtausendwende je gedacht, dass es ein so umfangreiches Angebot an Musik, aktiven Künstlern und brauchbarer Live-Ereignisse geben würde. Wer hätte erwartet, dass es einen gestandenen Musikpreis gibt, zu dem die namhaften Acts kommen, um sich dort nicht nur auszeichnen zu lassen, sondern sich vielmehr darüber freuen wieder ein Teil der Musik-Gemeinschaft zu sein. Wer hätte vermutet, dass sich viele von Ihnen, zu alten und neuen Projekten zusammenschließen um wieder konzertierend durch die Lande zu ziehen.

Mal kurz durchgeatmet, denn bei so vielen rhetorischen Fragen, die keine Antwort benötigen, umgibt sich schnell eine gewisse Einsicht, dass wir/ Du/ Sie/ ich…einfach Alle begreifen sollten, dass es eigentlich kaum besser laufen könnte. In einer Musikszene wie dieser, scheint es doch mehr Potentiale gegeben zu haben, als mancher Pessimist an seine rückwärtige Klagemauer hinterlassen hat. Und es geht mal ausnahmsweise nicht um den wirtschaftlichen Erfolg dieser Ereignisse, sondern vielmehr um die Tatsache, dass der geneigte Musiker, Fan und Liebhaber so viele Möglichkeiten des Konsumierens bzw. des Aufführens angeboten bekommt, wie es selbst zu besten Schwingungen-Zeiten nicht gegeben hat.

Der größte Glückwunsch gehört aber den aktiven Aktivisten die sich über die vergangen Jahre nicht davon abbringen ließen, einfach an ihren Projekten weiterzuarbeiten und auch von Rückschlägen nicht entmutigt worden sind. Ihnen gilt der Respekt und unsere Anerkennung. Aber ebenso sollte man auch diejenigen unterstützen, die im mittlerweile großen Angebot EMscher Darbietungen versuchen, zusätzliche Radiosendungen, Podcasts, Festivals und Konzerte zu etablieren. Ein elektronisches Ende ist noch lange nicht in Sicht, vielmehr ist die kommende Aufgabe, neue und verlorene Fans zu gewinnen.

Somit ist es nicht unsere Aufgabe, die (weiterhin noch) kleine EM-Fangemeinde von Veranstaltung zu Veranstaltung zu schicken, sondern sie sukzessiv größer werden zu lassen. Wie das zu bewerkstelligen ist, braucht nicht explizit erklärt zu werden. Klappern, klappern und noch mal klappern…dann kommt auch mal der Nachbar, der Arbeitskollege, die Freundin des Freundes eines Freundes oder ein längst verschollener Ex-EM-Konsument, der sich zunächst wundert, sich folglich freut und dann sogar begeistert ist, über eine positive Tendenz und eine Musik-Szene die nicht mehr aufzuhalten ist.

Stefan Erbe