Wie die Zeit vergeht! Zwanzig Jahre ist es jetzt her, dass Stefan Erbe zum ersten Mal seine Musik live präsentierte, und aus diesem Anlass ließ er am selben Ort die in dieser Zeit entstandene Musik in einer großen Retrospektive Revue passieren.
Der Ort war also der Gleiche wie vor zwanzig Jahren, nämlich die Sternwarte Hagen. Sie liegt etwas außerhalb der Stadt Hagen auf einer Anhöhe. Der geneigte Besucher überwindet die letzten Strecken- und Höhen-Meter bevorzugt zu Fuß, belohnt wird man mit einer wunderschönen Aussicht. Und die Mitarbeiter der Sternwarte hatten auch für Speisen und Getränke gesorgt, so dass man sich wieder stärken konnte.
Wie bei so einem Jubiläumskonzert nicht anders zu erwarten, konnte Stefan Erbe viele alte und neue Freunde als Gäste begrüßen, die ihn auf seinem musikalischen Weg in diesen Jahren begleitet haben. Es war eines jener 'Familientreffen', für die ich diese Szene so schätze. Einlass war ab 18 Uhr, bis zum Beginn des ersten Teils um 19 Uhr war also noch genug Zeit für Gespräche. Sei es, um in Erinnerungen zu schwelgen oder um sich gegenseitig auf den Stand zu bringen, was gerade so 'läuft'.
Stefan Erbe ließ es sich auch nicht nehmen, zu Anfang noch etwas von seinem ersten Konzert anno 1995 zu erzählen. Auch schon damals war ihm die Verbindung elektronischer Musik mit Video-Projektionen wichtig, also wurde ein Beamer beschafft (dessen Leihgebühr damals fast so hoch war wie heute der Neupreis eines kleinen Beamers!) und damit es gut aussah, wurde der ganze Raum in mehrtägiger Arbeit mit schwarzen Tüchern ausgehängt. Damals gab es noch (gerade so) Winfrid Trenklers Schwingungen im WDR, der die Veranstaltung bundesweit bekannt machte und dafür sorgte, dass sie zweimal wiederholt werden musste.
Musikalisch gab es in der ersten Stunde einen Querschnitt Stefans Veröffentlichungen der ersten zehn Jahre, begleitet von den damaligen Video-Projektionen. Diese waren größtenteils computergeneriert und im Weltraum angesiedelt, passend zum 'Spaceworks'-Thema des Konzerts. Qualitativ sah man ihnen ihr Alter schon etwas an (teilweise noch von VHS überspielt!), was ihrem Reiz aber keinen Abbruch tat.
Nach diesem ersten Teil gab es eine ausgiebige Pause, in der man sich wieder von den Mitarbeitern der Sternwarte bewirten lassen konnte.
In der zweiten Stunde nach der Pause waren naturgemäß die zweiten zehn Jahre das Thema, und damit für mich eher die Zeit, in der ich Stefan Erbe und seine Musik kennen und schätzen gelernt habe. Und da waren sie alle gesammelt: Sound of Sky, Cloudcontrol, Intermediate, Wunderwerk, What A Perfect Day, When Angels Travel … die Musik, die Stefan Erbe im letzten Jahr zwei Schallwelle-Preise eingebracht hat. Die dazu gebotenen Video-Projektionen hatten jetzt größerenteils 'irdische' Themen und waren qualitativ auf der Höhe der Zeit.
Nach so einem genialen 'Best of' war es natürlich klar, dass das Publikum Stefan nicht ohne Zugabe von der Bühne lassen würde, und die gab es dann auch in Form einiger Stücke aus seiner aktuellen CD "2club Genetica". Auch dazu wusste er eine kleine Geschichte zu erzählen: sie ist die Fortsetzung der ersten Club Genetica. Diese war eigentlich für ein Film-Projekt gedacht, das nicht zustande kam, und entweickelte daraufhin ihr Eigenleben.
Wer (wie ich) zum ersten Mal die Sternwarte Hagen besuchte, konnte danach noch an einer kleinen Führung teilnehmen und bekam das Teleskop ausführlich erklärt.
Fazit: dieser Abend in der Sternwarte Hagen bot einen beeindruckenden Überblick über Stefan Erbes Musik der letzten 20 Jahre, aber es war keine reine Nostalgie-Veranstaltung. Stefan Erbe lebt mit seiner Musik im Hier und Jetzt, und man darf auf die nächsten 20 Jahre gespannt sein!
Alfred Arnold
Fotos: Alfred Arnold & Stefan Schulz