Traditionell ist "Hello" im Planetarium Bochum das letzte Konzert des Jahres in unserer kleinen, aber feinen EM-Szene: Zeit, um zu resümieren, aber vor allem, um nach vorne ins kommende Jahr zu blicken - deshalb steht im Titel immer die Zahl des kommenden Jahres, das begrüßt werden soll - also dieses Mal "Hello 2023".
Nicht wenige sind ja der Meinung, das schönste an der Weihnachtszeit wären nicht die drei Feiertage, sondern die Wochen der Adventszeit davor. Für Detlef Keller und Michael Menze - und natürlich für uns alle - schloss das in diesem Jahr die Vorfreude auf ihre Live-Premiere als "KelMen" ein.
Die sollte eigentlich schon auf der Sommerausgabe des Electronic Circus in Borgholzhausen statt finden, eine unangenehme Erkrankung zwang Detlef aber, diesen Gig abzusagen. Das bescherte uns zwar eine ebenso denkwürdige Premieren-Zusammenarbeit von Ron Boots und Skoulaman, aber eben auch die Ungewissheit, wann und wo dieses Konzert denn nachgeholt werden würde.
Irgendwann im Spätherbst war es dann so weit, Detlef verkündete als neuen Termin für die KelMen-Premiere den Samstag eine Woche vor Heiligabend an. Spielen andere Musiker vielleicht am liebsten in Planetarien, so scheint Detlef eine Vorliebe für Kirchen zu haben. Dieses Mal ist es aber nicht die Dorfkirche in Repelen, und auch nicht die St. Ludger-Kirche in Duisburg, sondern die evangelische Stadtkirche in Moers.
Drei Jahre ist es jetzt her, dass es Adventszeit ist und ich meinen Corsa nach Bochum-Grumme zum Gasthaus Goeke gelenkt habe, weil das traditionelle EM-Breakfast des Schallwende-Vereins ansteht. Daran ist - ausnahmsweise - nicht nur der Virus schuld, dessen Namen wir alle kennen. Anfang Dezember 2021 war Sylvia Sommerfelds Gesundheitszustand bereits so schlecht, dass für ihren Mann und jetzigen Vorsitzenden wirklich andere Dinge Priorität hatten. Diese traurigen Ereignisse sind inzwischen Geschichte, wenn auch nicht vergessen. Aber das Leben geht weiter, und auch Sylvia hätte gewollt, dass der Schallwende-Verein seine Arbeit in ihrem Sinne fortsetzt. So heißt es denn einen Tag vor dem dritten Advent: Frühstück, oder eigentlich Brunch, kombiniert mit elektronischer Musik.
Als Konzert-Veranstalter hat man's nicht leicht in diesen Zeiten: Hinter jeder Ecke lauert eine meist unangenehme Überraschung, und wenn man einmal glaubt, man hätte alles im Griff, dann passiert doch wieder irgendetwas und man muss die Pläne ändern.
Groove-Chef Ron Boots wird davon mittlerweile ein Lied singen können. Nach einem E-Live und einem E-Day hatte sich das NatLab gerade ein wenig als neue Heimstatt etabliert, da zwangen finanzielle Umstände ihn dazu, sich wieder nach einer neuen Location umzusehen. Wir wissen nicht, wie schwierig die Suche nach einer neuen "Bleibe" war, aber sie hat sicher mit dazu beigetragen, dass der Termin für das diesjährige E-Live ungewöhnlich spät im Jahr lag - Mitte November statt im Oktober. Dafür hat die Suche sich gelohnt: Das CKE, mitten in Eindhoven und unweit vom Hauptbahnhof gelegen, ist als Kulturzentrum genau auf Events wie E-Live ausgerichtet.
Der Saal des CKE bietet mit 230 Plätzen (einschließlich Empore) sogar etwas mehr Raum als der des NatLab. Ob Ron die auch alle würde füllen können? Ja, er konnte! Zwei Tage vor dem 12. November konnte er auf FaceBook ein stolzes "Sold Out" ausrufen - Punktlandung. Damit war der wirtschaftliche Erfolg schon einmal gesichert - es musste jetzt nur organisatorisch nur noch alles klappen. Das CKE ist nämlich ein wenig mehr auf "Selber-Macher" ausgerichtet, es bietet zum Beispiel keinen eigenen Catering-Service an. Also mussten dieses Mal auch Speis und Trank eingekauft werden. Und hoffentlich wird denen auch zugesprochen, sonst gibt es die nächsten Wochen im Hause Boots nur noch Hot Dogs und Grolsch...
Unter den Orten, an denen man vor der Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns regelmäßig elektronische Musik live hören konnte, und an denen das mittlerweile auch wieder der Fall ist, fehlte noch einer, nämlich das Planetarium des LWL-Museums in Münster. Regelmäßiger Organisator war hier Bernd "Moonbooter" Scholl, der meist nicht nur selber gespielt, sondern auch den einen oder anderen Gast noch dazu eingeladen hatte.
Das letzte Mal, dass dem so war, war im Herbst 2019. Dann kam die Zeit der Lockdowns, und als im Sommer des letzten Jahres zum ersten Mal wieder Veranstaltungen unter einigermaßen "normalen" Bedingungen erlaubt waren, wurde Bernds Heim in der Eifel Opfer der Flutkatastrophe - für viele Monate musste die elektronische Musik hinter wichtigeren Dingen zurückstehen. Und schlussendlich war das Planetarium wegen Umbauarbeiten auch noch einige Monate geschlossen. So kam es, dass Bernd Scholl erst wieder im Früh-Herbst dieses Jahres ein Konzert in Münster ankündigen konnte. Angesichts der Dinge, die in der Zwischenzeit passiert sind und unser aller Leben dauerhaft verändert haben, ist "From Past to Future" eine sehr treffende Überschrift.