Schon seit einigen Jahren organisiert das Künstlerpack zusammen mit dem Schallwende-Verein ein Event in den Solinger Güterhallen. Das besondere an diesen Events ist die Kombination von Kunst und (elektronischer) Musik, beides steht immer unter einem gemeinsamen Motto. Dieses Jahr lautete das Motto "Monophon - Monochrom". Die in den Galerien ausgestellten Kunstwerke spielten mit diesem Begriff und zeigten, dass die Beschränkung auf nur eine einzige Farbe nicht gleichbedeutend mit Monotonie sein muss - zum Beispiel durch wechselnde Beleuchtung lassen sich auch aus einem eigentlich einfarbigen Gemälde spannende und kreative Farbspiele zaubern.
Die einzelnen Galerien und Ateliers dienen auch als Räume für die musikalischen Darbietungen, und zwar jedes Konzert in einem anderen Raum. Wie auch in den letzten Jahren war der Eintritt frei, während der Konzerte ging aber ein Beutel als 'Sammelbüchse' für Spenden durchs Publikum, so dass die auftretenden Musiker nicht mit leeren Händen wieder nach Hause fahren mußten. Der Wettergott meinte es leider wieder nicht allzu gut mit der Veranstaltung, nichtsdestotrotz musste niemand vor leeren oder halbvollen Reihen spielen.
Den Anfang machte Eela Soley, begleitet von UlliP als Perkussionist. Eela kannte ich bereits von dem einen oder anderen gemeinsamen Auftritt mit Stefan Erbe. Spielt sie solo, liegt Eelas Musik vielleicht etwas außerhalb des üblichen EM-Dunstkreises, man könnte sie eher in die Rubrik 'Weltmusik' einordnen. Eela spielte diverse Instrumente (Saxophon, Klarinette, Querflöte) und lieferte dazu einen sehr ausdrucksstarken Gesang, den man fast als weiteres Instrument einordnen könnte. Zusammen mit den Rhythmen von UlliP ergab sich ein stilistisch breites Spektrum, von meditativen Passagen bis zu beinahe ekstatischen Rhythmen. Es wurde nie langweilig, und wer ein offenes Ohr auch für nicht elektronische Klänge hatte, ist bei diesem sehr kurzweiligen und engagierten Auftritt sicher auf seine Kosten gekommen. Dass es eine Zugabe gab, verstand sich fast von selber.
Den zweiten Teil bestritten Thomas Bock und Norbert Hensellek alias Realtime. Nach Eelas Konzert war dieser Auftritt ein guter Kontrast, denn Realtimes Musik ist wieder reine Elektronik. Deren Motto lautet "Music from outer space", und dementsprechend spacig kommt sie auch daher: sehr ruhig und entspannt, weite Klangflächen, sparsam darüber gelegte Sequenzen. Neben bekannten Stücken wurden auch bisher unveröffentlichte Titel gespielt. Insgesamt ein Auftritt mit einem sehr durchgängigen Stil, dessen Kontrast zu Eela Soleys Performance kaum stärker sein könnte.
Abschluss und (für mich) Höhepunkt waren dann am frühen Abend Baltes & Erbe. Den beiden ist mit ihrem Debüt-Album 'S-Thetic^2' ein großer Wurf gelungen, dies und eine Reihe gelungener Auftritte im letzten Jahr haben ihnen zwei Nominierungen zum Schallwelle-Preis eingebracht. Die Titel von der S-Thetic standen natürlich im Vordergrund, und wurden auch diesmal wieder in variierter Form präsentiert. Beeindruckend ist dabei immer wieder, wie gerade Steve Baltes an seinen analogen Synthesizern und Effektgeräten dabei 'wirbelt'.
Im Gegensatz zu Konzerten aus dem letzten Jahr wurde die S-Thetic dabei aber nicht Titel für Titel gespielt, bekannte Titel wechselten sich mit neuen Stücken ab. Wie schon letztes Jahr auf dem Raum-Zeit-Festival zu sehen und zu hören, ruhen sich die beiden nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern probieren immer wieder etwas Neues aus. 'Chromium', eigentlich das Intro der S-Thetic, lief zum Beispiel dieses Mal als Zugabe.
Nach guten zwei Stunden Baltes & Erbe fand ein gelungenes Event seinen Ausklang. Die Kombination aus Musik und Kunst hat wieder funktioniert, und man darf gespannt sein, welches Motto sich das Künstlerpack für nächstes Jahr einfallen lassen werden.
Alfred Arnold