Wie schon letzte Woche erwähnt, im Mai geht's üblicherweise rund, was EM-Events angeht. Für was ich mich an diesem Wochenende entschieden habe? Nun ja, erstmal ein Event, das mit EM eigentlich gar nichts zu tun hat.
Elektronikbasteln ist neben EM auch so ein Hobby von mir, und so war an diesem Wochenende die MakerFaire in Hannover mein erstes Ziel. Es würde natürlich nicht so ganz in den Rahmen eines EM-Magazins passen, über 3D-Drucker und selbst gebaute Nixie-Clocks zu reden, ein Projekt ist mir dann aber doch aufgefallen: eine Schule baut sich ihr eigenes Planetarium. Wie in der Maker-Szene üblich, ist die Herausforderung, Dinge für das eigene Projekt zweckzuentfremden. In diesem Falle ist es ein Haufen LED-Taschenlampen, die passend montiert und drehbar gelagert den Sternenprojektor ergeben sollen...
...womit wir auch schon beim eigentlichen Thema dieses Berichts wären, nämlich was man am gleichen Tag 250 Kilometer weiter südlich im Planetarium Bochum so sehen und hören konnte. Neben dem 'Hello-Rausschmeißer" am Ende des Jahres organisiert der Schallwende-Verein im Jahr ein oder zwei weitere Events an diesem Ort, dieses Mal mit Picture Palace music und Ulrich Schnauss. Sowohl Ulrich als auch PPm-Chef Thorsten Quaeschning sind bei Tangerine Dream dabei, an diesem Abend spielten aber beide Musik ihrer eigenen Projekte. Für Thorsten Quaeschning und Picture Palace music ist das Bochumer Planetarium bereits ein vertrauter Spielort, für Ulrich Schnauss war es dagegen seine Premiere in dieser Location.
Die Konzerte waren von Spheric Music mitgesponsert worden, Spheric-Chef Lambert Ringlage hatte im Foyer einen großen Stand aufgebaut. Dort konnte man nicht nur im CD-Sortiment stöbern, als kleine Überraschung hatte er auch noch eine Sammlung von Plakaten und Postern mitgebracht, hauptsächlich TD-Konzertplakate aus verschiedenen Jahrzehnten.
Das erste Konzert mit Ulrich Schnauss war für 21 Uhr vorgesehen, technische Probleme mit den Visuals sorgten aber für ein paar Minuten Verspätung. Ulrich hatte nämlich seine eigene Video-Künstlerin Nat Urazmetova mitgebracht, die wie schon vor ein paar Monaten in Frankfurt die Musik mit live gemischten Videos begleiten sollte. Irgendein Kabel hat wohl nicht so gepasst wie es sollte und es musste erst Ersatz aufgetrieben werden.
Der Sternenprojektor und Klaus-Dieter Unger hatten im ersten Teil also ausnahmsweise mal Pause. Nats Videos werden üblicherweise auf einer 'normalen' Leinwand und nicht auf einer Kuppel gezeigt, sie nutzen die Möglichkeiten einer Fulldome-Projektion nicht ganz aus und man hatte eher Kino- als Planetariums-Feeling. Nichtsdestotrotz waren die Video-Mixes sehenswert und passten mit ihrem treibenden und dynamischen Stil zu Ulrichs Musik, die wie bei ihm üblich als ein einziger Mix ohne Pausen durchgespielt wurde. In Tangerine Dream's aktueller EP 'Quantum Key' ist Ulrichs Einfluss für mich bereits deutlich zu hören.
Ulrich und Nat mussten übrigens mit einem etwas ungewohnten Platz direkt neben dem Planetariums-Projektor vorlieb nehmen. Die Bühne im Planetarium Bochum ist nicht allzu riesig und war bereits komplett von PPm's Instrumentarium 'belegt'.
Vor deren Auftritt im zweiten Teil hatte man in der Pause die Gelegenheit, noch etwas zu trinken oder noch einmal Geld in CDs zu verwandeln. Etwas vermisst habe ich dieses Mal die Brezeln, die es sonst bei Schallwende-Veranstaltungen im Planetarium gibt. Der Pausensnack kam dieses Mal also aus dem Automaten.
Picture Palace music stehen für elektronischen Rock, nach der Pause gab es also mindestens genauso flott wie davor. PPm's letzte CD ist schon etwas her und bis zur nächsten sind es noch ein paar Monate, dementsprechend bekam man eine Auswahl bekannter Titel und einen Ausblick auf das, was kommen wird. Seit einer Weile tritt PPm mit einer Sängerin (Anja Adam) auf, die bekannten Stücke älterer Alben kamen in ihrer 'Revisioned-Form' mit Vocals zu Gehör. Passend zur Musik zauberte Klaus-Dieter Unger Projektionen auf die Kuppeldecke, die ihren dynamischen, rockigen Charakter unterstrichen - ich finde es immer wieder beeindruckend, wie man das Gefühl bekommt, sich selber unter dem Sternenhimmel zu drehen. Bei früheren Auftritten vom PPm im Planetarium fanden manche die Musik etwas zu laut, ich diesmal nicht - die Lautstärke war komfortabel, aber nicht überzogen.
Mit der Verspätung vom Anfang im Rücken war es dann nach Mitternacht, als Torsten Quaeschning und sein Team ihren Auftritt absolviert hatten - macht nichts, Sonntag kann man wieder ausschlafen, was nach summa summarum 700 Kilometern an zwei Tagen (den 'Abstecher' nach Hannover mit eingeschlossen) auch dringend geboten war.
Der Juni wird aller Voraussicht nach nicht so ereignisreich werden wie der Mai, leider ist die eine oder andere Veranstaltung abgesagt worden. Dem EM-Fan bleibt aber z.B. noch die Wahl zwischen einem Kurztrip nach England oder einem Latenight-Sound of Sky in Bochum.
Alfred Arnold
(Fotos: Alfred Arnold & Stefan Erbe)