"Nach dem Konzert ist vor dem Konzert" - so hat Stefan Erbe den Auftritt von Baltes & Erbe auf dem diesjährigen ATT angekündigt, gerade einmal zwei Wochen nach der Release-Party von "Electric Garden" im Planetarium Bochum.
Auf dem ATT spielen Steve und Stefan jetzt schon zum dritten Mal, dieses Event hat also schon seine eigene kleine Historie. Der ATT ist eine Börse für Hobby-Astronomen, auf der man alles für sein Hobby kaufen kann, sowohl neu als auch gebraucht. Das fängt bei Sternenkarten an und hört noch lange nicht bei Teleskopen verschiedenster 'Kaliber' auf. Wer will, kann heute auch gleich die dazu passende Kuppel erwerben.
Der ATT beginnt um 10 Uhr und endet am frühen Abend um 18 Uhr, dementsprechend beginnen die beiden Teile des Konzerts zu eher 'Konzert-untypischen' frühen Zeiten. Punkt 12 Uhr startet der erste Teil der Reise durch den elektronischen Garten. Das schaffe ich leider nicht ganz, unter anderem weil mir ein umgefallener Lastwagen auf der A57 buchstäblich im Weg liegt und mich einen Umweg kostet. Als ich in den Raum komme, der an diesem Gymnasium regulär wohl als Kunstraum genutzt wird, verklingen gerade die letzten Takte von "Cold Flowers". Dieses Mal hat Steve den Opener der "Electric Garden" also auf seinen Macbook gefunden ;-)
Wie schon in Bochum vor zwei Wochen schließt sich daran mit "Into the Blue" ein Titel des Vorgänger-Albums an, wieder gefolgt von weiteren Titeln der "Electric Garden". Der mitgebrachte Gerätepark ist dieses Mal ein wenig kleiner, dem kleinen Raum angemessen, aber vier Keyboards scheinen bei Stefan inzwischen die 'Norm' zu sein. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo er mit halb soviel und nur einen Notebook auf die Bühne ging. Die Arbeit mit Steve Baltes, der am liebsten an echter Hardware die Knöpfe dreht, scheint hier ein wenig für Veränderung gesorgt zu haben. Offensichtlich ist es damit doch einfacher, die Titel auf der Bühne zu variieren und die Sounds abzufeuern.
Nicht gespart wird allerdings an den Visuals. Wieder ist die große Leinwand aufgebaut, die gerade so eben in den Raum passt und bis zur Decke reicht. So vergeht die Dreiviertel Stunde des ersten Teils wie im Flug. Eine Zugabe steht an dessen Ende nicht auf dem Programm, es wird ja noch einen zweiten Teil geben.
Der zweite Teil ist für 16 Uhr am Nachmittag angekündigt, das sind noch über drei Stunden Zeit. Auch nach dem Mittagessen ist das noch viel mehr Zeit, als ich mit einem bequemen Rundgang an den Ständen ausfüllen könnte. Dieses Problem des Zeit-Überflusses löst sich aber spontan, als Stefan mit einem kaputten Kabel auftaucht: Auf dem ATT können auch Privatleute Geräte verkaufen, und Stefan will den CD-Stand im Gang nutzen, um ein Teleskop von einem Bekannten anzubieten. Besagtes Kabel gehört zu der Fernbedienung dieses Teleskops, und ohne diese (Kabel-)Fernbedienung lässt sich dessen Funktion nun einmal nicht vorführen. Kurze Bestandsaufnahme im Rucksack: Messgerät: Check, Seitenschneider: naja, das Taschenmesser wird irgendwie gehen, Lötkolben: den muss ich dieses Mal wohl irgendwie vergessen haben ... Das soll nicht wieder vorkommen, aber heute muss es irgendwie auch so gehen. Nach einer dreiviertel Stunde Gefummel und reichlich Gaffa-Tape ist das Kabel wieder provisorisch geflickt. Ob das Teleskop an diesem Tag seinen neuen Besitzer gefunden hat: ich weiß es nicht. Wir werden es am Ende des Tages wieder abbauen und einpacken, aber die eine oder andere Visitenkarte mit Kontaktadresse wurde wohl schon verteilt.
Nach getaner Arbeit und einer Tasse Kaffee scheint die Zeit für einen Rundgang doch gar nicht mehr so üppig, es reicht aber noch, um sich Fernrohre unterschiedlichster Größen, ein kleines Heimplanetarium und eine komplette Sternwarte samt Kuppel anzusehen. Und nein, Platz hätte ich für all das zu Hause nicht.
Pünktlich um 16 Uhr legen dann Stefan uns Steve mit dem zweiten Teil los. Wie angekündigt, wird der etwas länger, weil er von längeren Titel wie "Basic Lifeform", "Polyaural" oder "Ultra" getragen wird. Und dieses Mal möchte das Publikum eine Zugabe haben. Kommentar von Stefan: "Das wollte ich hören!", natürlich ist noch etwas vorbereitet, auch wenn Steve so tut, als müsste er erst einmal auf seinem Notebook suchen. Das Titelstück der "s-thetic" hat als Zugabe auch schon Tradition. Dies Besonderheit bei diesem Mal: Steve findet einfach kein Ende. Stefan ist mit 'seinem Part' schon längst durch, aber Steve ist im Tunnel und spielt einfach weiter - da kann Stefan nur noch belustigt zuschauen. Aber irgendwann ist auch die schönste Improvisation vorbei - und der diesjährige ATT eigentlich auch. Es ist schon nach 17 Uhr und die ersten Stände bauen ab. Abbauen müssen wir jetzt auch. Zu dritt zerlegt sich die große Leinwand aber fix, und nach einer dreiviertel Stunde ist alles in zwei Autos verstaut. Nächstes Jahr wieder an gleicher Stelle? Davon gehe ich einfach einmal aus!
Alfred Arnold