Der aus Israel stammende Erez Yaary ist vor einiger Zeit beim deutschen Label MellowJet Records untergekommen. Seither wird auch älteres Material des Elektronikmusikers wiederveröffentlicht. „Retrospective“ ist eine Zusammenstellung älteren Materials, denn die sieben Stücke sind in der Zeit zwischen 2001 und 2002 entstanden. Nun erblicken sie das Licht des Lasers. Sechs Tracks mit Laufzeiten zwischen 3:02 und 6:40 Minuten sowie der Longtrack „Ocean Deep“, der es auf 14:35 Minuten bringt, beinhaltet die CDR...
Den Einstieg in das Album macht komischerweise ein Titel mit dem Namen „Exit“. Aber lassen wir uns davon nicht irritieren. Das Stück ist ein toller rhythmischer Opener mit einer eingehenden Melodie, die sich schnell im Ohr festsetzt. Während die Angabe auf der CD-Hülle 5:59 Minuten angibt, zeigt die Anzeige meines Players im Rechner eine Laufzeit von 7:01 Minuten. Aber ich kann von diesem Stück auch nicht genug bekommen, denn der Stil, der ansatzweise an Tangerine Dream erinnert und doch völlig anders klingt, hat mich sofort in seiner festen Umklammerung. Erez schafft es, mich von der ersten Sekunde an zu fesseln.
Das zweite Stück „For Eternity“ zeigt einen noch mitreißenderen Rhythmus und eine wiederum fesselnde Melodie. Dabei hat Erez unter anderem einige Klänge verwandt (ähnlich eines Hackbretts), die mich ins Mittelmeer führen, obwohl der Track tanzbar ist und nichts mit romantischer Meeresstimmung gemein hat. Dieser Track stellt für mich eine Mischung aus traditioneller Elektronik- und Popmusik dar.
Nach diesen beiden rhythmischen Tracks, folgt zur Entspannung ein sphärischer Titel mit weiten, ausufernden Flächen. „Ocean Deep“ heißt dieses Stück zum dahinfliegen und bringt es auf mehr als 14 Minuten Länge. Nach etwas mehr als zweieinhalb Minuten entwickelt sich dann eine andere Stimmung, da der Sequenzer einen perlenden Rhythmus erzeugt und eine neue Melodielinie hinzugefügt wird. Spätestens nach gut fünf Minuten hat Erez den Hörer wieder mit einer hypnotischen, fesselnden Sequenz fest im Griff. Und so entwickelt sich das Stück über die volle Länge kontinuierlich weiter.
Thereminartige Klänge und Synthierhythmen gehen zunächst in „Downfall Of All Man“ eine Verbindung ein. Doch dann kommen Rhythmen hinzu, die mich ein wenig an Wave und Electropop der 80’er erinnern (z. B. Yazoo oder Visage lassen zart grüßen). Erez nimmt Klänge hinzu, die in Richtung Tangerine Dream weisen aber auch an Produktionen wie seinerzeit von zum Beispiel Waveform erinnern. Ein tolles Klangbild wird da von Erez gezaubert.
Richtig tanzbar wird es dann mit „Looking At G“, bei dem man kaum die Füße ruhig halten kann. Und auch die recht einfache Melodie, die Erez da hinzugefügt hat, legt sich schnell ins Ohr. Sphärisch und experimentell geht es in „Exit (Reprise)“ zu. Das Stück wirkt ein wenig schräg und ist aufgrund der zeitlupenartigen Spielweise der Motive aus dem Opener kaum noch mit ihm zu vergleichen.
Den Abschluss bildet dann das dreiminütige Bonusstück „Landscape“. Hier wird ein stampfender Rhythmusbeat, der aus einer Electropopnummer der 80’er entliehen scheint, zum Besten gegeben. Dazu kommen einige Effekte, die dem Stück eine ganz besondere Note verleihen. Toller Track, der aus dem Rahmen fällt und sich trotz alledem gut ins Gesamtbild integriert. Einziges Manko dieses Stückes, es endet abrupt.
Stephan Schelle Musik-Zirkus Magazin www.Musikzirkus-Magazin.de