Ein mutiges Album von Mario Schönwalder und Frank Rothe. In Zeiten von Café Latte, Latte Macchiato, Espresso, Frappuccino Mocca, Granits de Café, Pharisäer, Café Creme, Café Brutto, Ristretto, Cappuccino con panna, Pingado, Irish Toffee, Kaffegök, Café de Lola oder dem australischen Flat White, dem Feinschmeckerpublikum mit einer schlichten Kanne Filter-Kaffee zu kommen. Aber die Rechnung geht auf. Denn so schlicht schmeckt es am Ende gar nicht, was uns die beiden da akustisch aufgebrüht haben.
Das geht schon mit dem Intro los, dass uns mit einem einzigartigen Aroma der frisch geöffneten Kaffeedose klar macht, was da auf uns zu kommt. Und wie dann das kochende Wasser über das gemahlene Pulver gegossen wird, zwei oder drei Minuten quellen muss, und dann Zug um Zug immer mehr Wasser durch das Filter gegossen wird, und so ein heiße Kanne voll anregender, tief dunkelbrauner Genusses entsteht, so geht die CD 102 durch die Blütezeit der traditionellen elektronischen Musik. Filter-Kaffee überrascht uns, in dem es eben keine Überraschungen bietet. Wir kennen die Klänge, wir lieben sie. Wir lieben die Arrangements, die Sequenzen, die sich entwickelnden Klangräume. Da sind wir zuhause. So war die Musik bei uns Zuhause. Nichts so ein neumodischer Kram, der am Ende dann doch nur Kaffee mit irgendwas ist. Das hier ist der Ursprung.
Aber, wie auch nach einer guten Tasse Filter-Kaffee bleibt nach dem Album 102 noch ganz lange ein seltsamer Geschmack im Mund zurück. Denn: Alles das ist lange her. Es ist die Musik-Revolution von vor über 40 Jahren. Eine andere Zeit, die heute nur noch am Tropf hängend überleben kann ...
Tom (Flächenklang)