Drei Erbe-Alben in einem Jahr - das hatten wir wohl noch nie? Aber wir leben eben in ungewöhnlichen Zeiten. Jegliche Live-Aktivitäten sind fürs erste tabu, die Kreativität sucht sich ihr Ventil' dann anderweitig. Erfahrungen, die zu musikalischer Inspiration führen, sind zuhauf vorhanden. Der auf dem Cover abgebildete Ort könnte ein aufgegebener Konzertsaal und eine Anspielung auf die aktuelle Situation sein - muss es aber auch nicht.
Andererseits suchen manche die Stille solcher 'Lost Places' auch auf, um mit sich selber wieder ins Reine zu kommen. Wir wissen nicht, ob das nötig war, aber ohne Zweifel ist 'Serbenity' ein Album, das in jedem Moment die Zufriedenheit mit dem eigenen Werk ausstrahlt - der Titel spielt ja bereits auf das englische Wort für Gelassenheit an. Andererseits ist 'gelassen' auch genau der Stil, den Stefan Erbe auf seinem neuesten Werk zelebriert: Die Reise Richtung ambienter/atmosphärischer Klänge, die sich schon auf der 'Breathe' andeutete, wurde konsequent fortgesetzt. Tanzbares wird man vergeblich suchen, und auch andere bekannte Erbe-Sounds werden so sparsam eingesetzt, dass sie eher wie eine Signatur wirken, die ein Maler in die Ecke seines Kunstwerks setzt.
'Serbenity' ist ein Album, das mir als Gesamtwerk in Erinnerung bleiben wird, weniger wegen einzelner Tracks. Es wirkt so, als wäre es im Flow einer einzigen Session entstanden. Aber jede Session hat ihr Ende, und sei die nur durch die Spieldauer des Mediums gegeben. Der letzte Track 'Final Arena' wirkt auf mich nicht wie ein Schlußpunkt, eher wie ein Ausblick auf das, was da noch kommen wird. Wären Stefan Erbes Alben eine Fortsetzungs-Serie, würde ich sagen, er hat hier einen kleinen 'Cliffhanger' eingebaut. Nehmen wir das positiv als das Versprechen, dass die Geschichte weitergeht, und wir sie mit verfolgen dürfen. Ich bin jedenfalls gespannt auf das nächste Kapitel...
Alfred Arnold