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10 Fragen an ... Lambert

Diesmal gehen die 10 Fragen an einen EM-Künstler, der bereits seit den 80er Jahren im Geschäft ist und so einige bemerkenswerte Alben veröffentlicht hat: Lambert Ringlage. Ebenso bekannt und erfolgreich vermarktet er seit Anfang der 90er sein Label Spheric Music, das für anspruchsvolle elektronische Musik und, als Vertrieb, als gute Quelle von edlen und raren Alben aus der EM-Geschichte bis zum heutigen Tage steht.

1. Du bist ja quasi zur Blütezeit der elektronischen Musik aufgewachsen. Was waren die Schlüsselerlebnisse, die dich zu einem begeisterten Anhänger der EM gemacht haben?

Eins der ersten Alben, die ich zu hören bekam, war "Stratos Fear" von Tangerine Dream. Die beeindruckende Atmosphäre der LP hatte es mir angetan. Bald gab es den Schimanski-Tatort mit "Das Mädchen auf der Treppe" und schließlich das gewaltige Tangerine Dream Konzert in Düsseldorf 1982 (Logos-Tour). Das waren seinerzeit die Highlights schlechthin. Da bekam man Klänge zu hören, die man vorher noch nie gehört hatte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich kaum etwas über die Gerätschaften.

Dadurch konnte ich die Musik und die Klänge einfach auf mich wirken lassen, ohne durch die rationale Musikerbrille zu analysieren, wie etwas gemacht wurde.

Ich halte die Musik aus der Zeit nach wie vor für sehr hörenswert.

 

2. In den 80er Jahren bist du selbst zur Tat geschritten und hast angelehnt an die Berliner Schule selber Kompositionen vorgestellt. Was waren für dich die Highlights dieser Zeit generell und aus Sicht deiner eigenen Schaffensphase?

Wie soeben angesprochen war das Logos Album für mich ein Highlight, aber auch andere wie z.B. Exit oder Poland. Ich kann nicht leugnen, dass mich die 80er Jahre von Tangerine Dream (die sogenannte "Schmoelling-Ära") sehr inspiriert haben, auch in diese Richtung musikalisch aktiv zu werden. Was meine eigene Musik angeht, so befinden sich auf jeder CD einzelne Tracks, die ich auch heute noch für sehr gelungen halte (Dolphin's Cry von Inside Out, Lonewolf von Mirror Of Motions, Return von Dimensions Of Dreams etc). Insgesamt gesehen bin ich mit der (seit langem vergriffenen) CD Dimensions Of Dreams sehr zufrieden, weil sie doch am ausgereiftesten ist. Aber ich bereue keine Veröffentlichung, sie sind alle noch immer sehr hörenswert (wenn ich das über meine eigene Musik so sagen darf).

3. Deine bislang produktivste Phase waren die 90er Jahre, in der du auch mit verschiedenen anderen Künstlern zusammengearbeitet hast. Sogar live konnte man dich damals erleben. Wie waren die Reaktionen auf deine Musik, warst du mit dem Erreichten zufrieden, wie kam es zu dem teilweisen Rückzug als Schaffender?

Die Reaktionen waren unterschiedlich, aber im Großen und Ganzen doch sehr positiv! Zum Beispiel das Konzert im Berliner Planetarium 1991 oder zur Schwingungen Preisverleihung im Jahre 2000 waren zwei Events, die ich nicht vergessen werde. Meine Musik wurde auch immer wieder im Radio vorgestellt und in verschiedensten Medien besprochen. Mit dem Feedback kann ich sehr zufrieden sein. Auch die Kooperationen mit anderen Musikern haben einige interessante Resultate ergeben (mit Stephen Parsick, Palantir, Jiannis und Alien Nature).

In einer Zusammenarbeit kommen immer wieder neue Akzente zum Vorschein, die man alleine nie so entwickelt hätte. Auch wenn ich weiterhin musikalisch aktiv bin, habe ich mich als Musikschaffender tatsächlich etwas zurück gezogen. Es ist immer eine Frage der Zeit und Muße, die nicht immer vorhanden sind.

4. Wie hat sich dein Instrumentarium im Laufe der Zeit gewandelt, wie bist du damals an deine Kompositionen herangegangen und wie in späteren Jahren / heute?

Ich habe mir mein Instrumentarium peu a peu durch den Kauf von 2nd Hand Synthesizern angeeignet. Es fing damals mit einem Casio PT-30 an, dann folgte ein Yamaha CS-5 und ein Korg Delta. Man musste sich die Sounds selber erarbeiten. Es gab keine Klangspeicher. Man musste die Klangparameter selber aufnotieren und beim nächsten Mal wieder neu einstellen, um einen Klang ein weiteres Mal zum Klingen zu bringen. Mit der Zeit habe ich mir auch preisgünstige Geräte mit Klangspeicher zulegen können. Aber auch hier habe ich mir früher viel Zeit genommen, um Klänge selber zu kreieren. Die Herangehensweise an Kompositionen ist unterschiedlich. Mal beginne ich mit Klängen oder Klangteppichen und manchmal beginne ich mit den Sequenzen. Sequenzen sind ja seit je her mein Steckenpferd.

Eine englische Zeitschrift schrieb mal sehr lobend "Lambert - The Sequencer himself" oder so etwas in der Art. Das hat mich natürlich gefreut.

Melodien und Rhythmus folgen dann eher im zweiten Schritt. Musik ist für mich Ausdruck eines Gefühlszustandes. Insofern war und ist die Entstehung meiner Stücke natürlich davon stark beeinflusst.

5. Mit deinen Soloveröffentlichungen hast du Anfang der 90er Jahre das Musiklabel und den Vertrieb Spheric Music geschaffen, die beide bis heute aktiv sind und wo der Vertrieb vor allem auch seltenere Alben im Angebot hat. Warum ein eigenes und kein in der EM bereits etabliertes Label?

Mit "Lambert - Inside Out" ging es los und ich muss zugeben, sehr erfolgreich (2. Platz bei den besten Newcomern des Jahres in der Schwingungenwahl).

Mir ging es damals darum, mich vertraglich nicht zu binden und möglichst viel selber gestalten zu können. Daher bot sich ein eigenes Label an. Es gibt immer wieder interessante Neuentdeckungen, die sich lohnen, einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Wenn ich von einer Produktion selber überzeugt bin, bin ich gerne bereit auch Energien einzusetzen, um gewisse Werke bekannter zu machen, gerne aus dem Bereich Berliner Schule, aber auch darüber hinaus.

6. Neben dem umfangreichen EM-Shop produzierst du auf Spheric Music auch (sehr selektiv) einige weitere Künstler, wie Rudolf Heimann und Robert Schroeder mit seinen Projekten. Was muss ein Künstler mitbringen, damit du dich für die Produktion seiner Musik auf deinem Label interessierst?

Berliner Schule ist natürlich immer ein Stil, der bei Spheric Music vornehmlich Berücksichtigung findet. Oder anders ausgedrückt: "Leckere" Sequenzermusik, gerne auch atmosphärische oder rhythmisch-melodische Berliner Schule sind halt das Markenzeichen von Spheric Music. Nichts desto trotz bin ich offen auch für andere Strömungen der elektronischen Instrumentalmusik. Manchmal liegt auch ein Reiz darin, andere Musikstile miteinfließen zu lassen. Letzten Endes muss ich abwägen, ob ich die

Musik unter die Leute bringen kann und ob sie mir natürlich auch selber gefällt. Wichtig ist, dass die Musik einen anrührt und etwas auszudrücken vermag.

7. Stehen aussichtsreiche Kandidaten vor der Tür, deren Produktion zukünftig von dir übernommen werden, auf welche Veröffentlichungen können wir uns in diesem Jahr von Spheric freuen, und wie steht es um Musik von Lambert?

Danke der Nachfrage. Lambert ist gelegentlich fleißig musikalisch aktiv, aber noch weit entfernt von einer neuen Veröffentlichung. Die gute Zusammenarbeit mit Robert Schroeder wird natürlich fortgesetzt. Mit Berlin Heritage gab es kürzlich eine vielversprechende CD im Bereich der traditionellen 70er Jahre-Berliner Schule und auch in diesem Jahr noch können wir uns auf eine interessante "Vintage"-CD freuen.

Es wird also etwas sein für Fans der Klänge der 70er und 80er Jahre. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.

8. Mit Loom ist jetzt eine Formation in Erscheinung getreten, die dir personell und musikalisch sicherlich gut gefällt. Wie schätzt du die aktuelle Entwicklung in der elektronischen Musik ein, hast du eine Idee wohin die Reise geht?

Ja, Loom gefällt mir gut. Wohin die Reise allgemein in der Musikszene geht, ist ja nie vorhersehbar. Es bleibt ja spannend. Es hängt ja immer von den Menschen ab, wie sie drauf sind; sowohl die Hörer als auch die Musiker, inwieweit sie offen sind für neue Ideen.

Lassen wir uns überraschen!

9. Welche Musik hört der Privatmann Lambert in seiner Freizeit, ausschließlich EM oder gibt es auch anderes, das dich begeistert?

Ich finde es immer lustig, wenn ich auf meine Frage "Was hörst du denn so?" von manchen Bekannten zur Antwort bekomme: "Ja, was halt so im Radio läuft". Leider stellt sich dann meist heraus, dass es Mainstream-Sender sind, die tagein tagaus dieselbe, fast schon uniformierte Musik spielen, die sie hören. Aber ich höre tatsächlich immer wieder gerne Radio: WDR 3 mit Jazz und Klassikmusik, aber auch sehr gehaltvollen Wortbeiträgen. Auch auf WDR 5 kann man viele interessante Dinge erfahren und Musik hören, die man sonst nicht so zu hören bekommt. Funkhaus Europa ist mittlerweile zu oft zum nervtötenden Beatgeklopfe abgedriftet. Schade! So wird man den verschiedenen musikalischen Kulturen Europas nicht gerecht.

In meiner Freizeit höre ich Stimmungs-abhängig mal Entspannungsmusik, mal Rockmusik, mal Reggae, mal Elektronik, mal Weltmusik, mal Folkmusik.

10. Die berühmte Letzte: Welches sind deine drei ultimativen Alben (keine eigenen), die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest?

Vielleicht würde ich lieber eine Trommel oder eine Flöte mitnehmen. Wer weiß, ob es auf einer einsamen Insel auch Strom gibt?

Gäbe es Strom, würde ich Gandalf - More Than Just A Seagull mitnehmen, Peter Baumann - Trans Harmonic Nights, Tri Yann - An Heol A Zo Glaz und Third World - 96° in the shade. Kann aber auch sein, dass ich morgen schon wieder andere CDs mit ins Gepäck nehmen würde.

Links zum Thema

Website des Labels Spheric Music

Das Interview führte Stefan Schulz

Über Empulsiv

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