Meine Helden! Sie werden Alt! Bowie 66 Jahre, Kraftwerk seit 41 Jahren auf der Bühne und TD reist zumeist auch nur noch mit RTW durch die Lande. Auch in der Musik scheint die Demografie sichtbar geworden zu sein und im besonderen in der Elektronischen. Denn wie schon vor einige Zeit angedeutet, fehlt es zwar nicht am Nachwuchs, sondern eher an der Möglichkeit mit dieser Stilrichtung so populär zu werden, wie o.g. Plegestufenaspiranten. Dabei muss aber auch die Frage erlaubt sein, ob dieser milde Seniorenhype um die betuchten Künstler wie Jarre, Vangelis und Co. überhaupt noch gerechtfertigt ist und wir nicht nur mitsabbernd auf unsere geschmacksalternde Ebenbilder schauen, um festzustellen, dass die silberanteilige Haarpracht unserer Angebeteten nicht schriller scheint als die eigene?!
Nun, eine Ausnahme ist scheinbar die Kraftwerksche Inkarnation, neigt sie doch dazu, beliebig ihre Protagonisten auszutauschen und in Borgscher Manier junge Musiker in das Kollektiv zu assimilieren. Dies, so wissen wir seit Star Trek "Der erste Kontakt" funktioniert aber nur mit einem sogenannten "Hütterborg", der hierarchisch über seine Schaar an willenloser Mitstreiter regiert. So oder ähnlich wird es wohl auch in Kürze wieder in Düsseldorf zu bestaunen sein, wenn die 4 "Rot-Schwarzen" bewegungslos ihre mitgealterten Fans mit ihren ewig gestrigen Zahlenkolonen, Buchstabenübersetzungen und Technikbeschreibungen begeistern werden. Begeisterung scheint sichergestellt, denn für die Konzerte der Rheinländer Menschmaschienen gab es deutlich mehr Anfragen als Ticket-Angebote und so ist zu erwarten, dass auch diese wiederholte Wiederholung vom Besten aus den 70er und 80er keine wesentlichen Überraschungen bieten wird.
Genützt hat die Frischzellenkur sowieso nix, denn die Ergänzungsroboter scheinen nur einen Zweck zu besitzen, nämlich den Fans das Durchzählen zu erleichtern. Wahrscheinlich würde ein Kraftwerk-Fansein nur dann enden, wenn die willenlosen Besucher nicht mehr auf 4 Start- und Stop-Drücker schauen könnten. Es ist schon erstaunlich, wie zeitlos das Live-Konzept der Kraftwerker sich bis heute gehalten hat und immer mehr der Darstellung des gesamten Live-Angebotes diverser Tastenkombinierer entspricht. Da wirkt es schon fast spektakulär, vergleicht man ihre Auftritte mit denen z.b. der Pet-Shop-Boys, die sogar schon den Strom für die Keyboards via W-Lan übertragen können. Respekt!
Nicht das wir uns falsch verstehen, auch dem Erzeuger dieser Zeilen gefallen die Nullen und Einser der Kultband, allerdings ist einiges davon auf der Innovations-Strecke der letzten Jahrzehnte liegen geblieben, denn bis auf die kleine ReTOURkutsche und der sechsstelligen D-Mark-Einsackung zur Expo, gab es Jahr-Ein Jahr-Aus nur noch aufgewärmtes von Gestern. Das schmeckt sicher immer noch ganz gut, aber Innovativ ist irgendwie anders. "Machen wir uns nichts vor", schreien jetzt die Hardcorer, "Die Stones klingen auch immer wie die Stones, Roger Whittaker und die Amigos machen auch immer das Gleiche und warum sollte sich Kraftwerk also mal was "Neues" einfallen lassen"?!
Deswegen! Musiker bleibt doch Musiker und auch bei Kraftwerk hatten wir gehofft, dass es noch ein Fitzel an Komponiermotivation geben könnte, dass dem "Verdien-Gen" noch ein bisschen Paroli bieten könnte. Man sollte also vermuten, dass mit dem Ausstieg von Vize-Borg Flo Schneider, der letzte Funke "Weiterentwicklung" verloren gegangen ist, obwohl sich beide ja eigentlich eh nur noch mit Gangschaltung und Pedale beschäftigt haben.
Nein, der Redakteur möchte die Konzerte...sagen wir besser, Multimedia-Shows nicht madig machen, aber es ist einfach schade, dass den einstigen Mitbegründer synthetisch erzeugter Musik, so gar nichts Neues mehr einfallen mag und wir wohl die Hoffnung darauf kurzfristig und langfristig formatieren können. Außer...ja außer, sie würden noch eine jüngere, innovative und frische Musikergattung assimilieren können...dann gäbe es vielleicht doch nochmal ein Treffen der Generationen!
Stefan Erbe