Die Schallplatte kommt wieder? Ja irgendwie tut sie das, aber warum eigentlich? Wieso gibt es da immer noch, bzw. jetzt scheinbar wieder, Menschen, die das knackige schwarze Runde so lieben, so dass sie noch scheinbarer auf die beste audiophile Qualität verzichten, um beim leicht knarzigen Auflegen der Nadel, das Gefühl der einmaligen Individualität des Konsumierens für Fortgeschrittene, zu erfahren?
Was ist also an Vinyl so toll? Ist es das große Plattencover, dass wie beim 6-Liter Maserati den entsprechenden Hubraum erzeugt? Oder Ist es doch die Spannung nach knapp 25 Minuten, die Scheibe umdrehen zu können? Vielleicht aber auch, die gewollte Konzentration die entsteht, das unvermeintliche Beschäftigen mit dem Artwork und die besondere Haptik?
Gibt es Gründe für diese Art von Musik hören?
Ja es gibt sie, denn diese Form des Sinnierens, lässt sich sehr wohl mit der Hingabe zu anderen Genüssen vergleichen. Egal ob es die seltene Flasche Rotwein ist, das 30 Jahre alte Auto in der Zweitgarage oder das Sammeln von speziellen Comic- und Print-Ausgaben. Jedes dieser Tätigkeiten impliziert eine Neigungsempfänglichkeit die sich nicht immer rational erklären lässt. Es gibt keine wirtschaftlichen Vorteile, im Gegenteil, das Konsum-Ergebnis kostet zumeist mehr Geld, als das digitale Pendant. Aber es lebt sich umso mehr, wenn wir wieder an analogen Drehknöpfchen und physischen Taster drücken und drehen.
So auch bei Vinyl! Es braucht vielleicht ein bisschen, um den Spirit zu erfassen, nicht jeder wird sich davon anstecken lassen, aber man sollte immer bestrebt sein, hörbare Vielfalt zuzulassen. Auch beim Konsum von digital erzeugter Musik, darf etwas analoges sie zum Besten geben.
Es ist eben auch ein Abenteuer, eine Rarität zu entdecken, in kommerzfreien Schallplattenläden über Musikgeschichte, Heroen und Fehlpressungen fachzusimpeln. Downloaden kann jeder, Vinyl dagegen ist Teil einer Identität.
Ja aber…was ist denn mit der guten alten CD?
In ein paar Jahren, werde ich diese Kolumne vielleicht noch mal neu schreiben. Dann aber mit der Überschrift: Kolumne: Compact Disk…glänzende Bierdeckel!
Stefan Erbe
(Bild Andre Müller/pixelio.de)