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Das war das Swimmingpool Festival 2012

Eine sehr coole Location, hochmotivierte Musiker und ein begeistertes Publikum; das Swimmingpool Festival 2012 hatte alle Zutaten, die ein großartiges Event ausmachen und konnte musikalisch sowie atmosphärisch voll überzeugen. Geladen und organisiert von Thorsten 'Q' Quaeschning und seinen Jungs von Picture Palace music, gaben sich gleich 5 Gastkünstler die Ehre, um den Auftritt der Postrock-Gruppe einen geeigneten Rahmen und die Würze eines Festivals zu bieten.

 

Als Veranstaltungsort haben die Organisatoren das Stadtbad in Berlin Steglitz für sich gewinnen können. Das ehemalige Jugendstilschwimmbad wurde bereits 2002 geschlossen und steht unter Denkmalschutz. Seit 2004 wird es für Kulturveranstaltungen genutzt und steht als einzgartige Location mit besonderem Charme zur Verfügung. Am 17. und 18. Juni machten sich hier die Elektronikmusiker breit und bescherten dem zahlreichen Publikum ein abwechslungsreiches und überzeugendes Festival der anderen Art.

Tag 1

Den Anfang im Reigen machte der Hagener Elektronikmusiker Stefan Erbe. Mit einer recht flotten Auswahl seines umfangreichen Repertoires brachte er das Publikum gleich in die richtige Stimmung. Souverän präsentierte er seine Stücke wie gewohnt mit speziell ausgewählten Visuals, die an die Kuppel des Stadtbads geworfen wurden. Sein durchgehendes Konzert wurde von kräftigen Rhythmen dominiert, bot aber auch kurze Atempausen mit ruhigeren Passagen. Natürlich durfte auch eine Spezialversion seines Wunderwerks nicht fehlen. Eine, wie immer, sehr solide und auf dieses Event zugeschnittene Darbietung, an der Künstler wie Publikum ihren Spaß hatten.

Nach einer kurzen Pause startete Bernd Kistenmacher seinen Auftritt. Als Berliner hatte er hier ein Heimspiel, und man sah ihm die Freude über die Gelegenheit an diesem besonderen Ort zu spielen freilich an. Grundlage des Konzerts war sein aktuelles Album Antimatter, das er hier in einer leichten Variation darbot. Als alter Hase des Fachs spielte er die Stücke mit seiner eigenen Leichtigkeit. Hier wurde dem technisch-wissenschaftlchen Wirken des LHC in Cern regelrechtes Leben eingehaucht, und die Besucher belohnten Bernd dafür mit einem tosenden Applaus.

Hauptattraktion des Abends war sicherlich Picture Palace music selbst, allen voran Torsten Quaeschning und Sascha Beator, die an diesem Abend zum Großteil Musik aus ihrem aktuellen Album Indulge the Passion präsentierten. Ebenfalls begleitet von ansprechenden Visuals spann die bis zu 11 Musiker große Truppe einen großen musikalischen Bogen der lauten, leisen und rasanten Töne. Ebenfalls dabei, und andernorts seltener zu erleben (weil logistisch extrem aufwändig) waren die Klangsteine, gespielt von Jürgen Heidemann. Die in dem tiefen Schwimmerbereich platzierten Steine bereicherten gerade in dieser Halle mit ihrem besonderen Klang das Musikbild der Gruppe. Ein grandioses Konzert der Ausnahmemusiker, und ein begeistertes Publikum, das selbst zu später Stunde (gegen halb 2) noch nahezu vollständig zugegen war und die Künstler ausgiebig feierte.

Tag 2

Die Unterkunft des Autors und einiger Gäste und Künstler war ein Hostel in direkter Nachbarschaft zum Stadtbad. Eine günstige und akzeptable Übernachtungsgelegenheit (Handtücher werden allerdings nur gegen Aufpreis gestellt, und nur, falls noch welche vorhanden sind). Dank des bunten und größtenteils touristischen Gästeprofils ergab sich jedoch eine drastisch verkürzte Nachtruhe. Einen großen Anteil daran hatte aber auch das hervorragende Wetter, das für den Tag bestens geeignet, für den Schlaf jedoch wenig förderlich war.

Gegen 18 Uhr 20 ging es wieder los mit Teil 2 des Festivals. Eigentlich schon gegen 17 Uhr mit einem Klangsteinworskhop, den der Autor leider verwirrt in Berliner Bahnen sitzend nicht mehr rechtzeitig zu besuchen schaffte. Wie auch am Tag zuvor fanden sich im Eingangsbereich des Bads Stände von Musiklabeln, namentlich Manikin, SynGate und später auch Groove Unlimited, bei denen sich die Zuschauer mit den aktuellen Alben der auftretenden Künstler und zahlreichen anderen Veröffentlichungen eindeckten. Nebenbei war auch das Memotron von Manikin dort zu sehen und stand zum Ausprobieren bereit.

Erster Künstler des Abends war Christian Ahlers alias BatteryDead aus Oldenburg. Zwar hatte er mittlerweile schon einige Auftritte hinter sich, begann dennoch ein wenig nervös vor einem gespannten Publikum. Doch schon nach kurzer Zeit fiel die Anspannung sichtlich von ihm ab, Christian fand zu seinem Spiel und nahm die Zuschauer mit seiner rhythmisch geprägten Sequenzermusik und eingängigen Melodien mit auf eine fast einstündige musikalische Reise. Die von ihm dargebotenen Klangwelten wurden jubelnd angenommen und mit einem tosenden Applaus vom Publikum quittiert.

Zeit für eine kurze Pause, damit alle ihre Batterien wieder ein wenig aufladen konnten. Dann ging es weiter mit Nattefrost. Der hinter dem Projekt steckende dänische Musiker Bjørn Jeppesen präsentierte seine druckvolle Musik. Die sehr eingängigen Rhythmen, die oftmals an die musikalische Eigenfrequenz des lauschenden Publikums herangehen, ließen dieses hypnotisch mit Beinen und Oberkörper mitschwingen. Die Setliste umfasste viele seiner bekannten Tracks, aber auch das ein oder andere neue war an diesem Abend zu hören. Auch Nattefrost wurde mit einem frenetischen Applaus verabschiedet.

Dieser zweite Abend hatte gleich zwei Hauptacts, und der erste davon war jetzt an der Reihe: MorPheuSz. Die Viererbande, bestehend aus Ron Boots, Frank Dorittke sowie Eric und Harold van der Heijden, rockte das Bad von Anfang an. Neben Stücken der gemeinsamen Alben fanden sich auch wieder einige Songs der einzelnen Künstler in abgewandelter Form wieder, wie zum Beispiel Ron Boots' genialer Titel Acoustic Shadows. Auch hier waren wieder Musiker mit einer unendlich anmutenden Leidenschaft zu werke, und es war ein Hochgenuss, diese vier beim Musizieren zuzuschauen. Das fand auch das Publikum, und blies die vier Künstler in einem Beifallssturm nahezu um.

Und wenn man denkt, der Abend könnte nicht besser werden, tritt Picture Palace music als Schlussakt auf die Bühne und legt nochmals eine Schippe oben drauf. Unter dem Motto Curriculum Vitae II bot die mit zwei Keyboardern, vier Gitarristen/Bassisten, drei Drummern und einem Klangsteinmeister auftretende Band eine Kompilation der besten Stücke aus den letzten Alben dar. Ein (emotionaler) Höhepunkt des Konzerts war sicherlich das Stück Tangled High Mass, das alleine schon recht bedrückend wirkt, hier aber in Verbindung mit Bildern des Twintower-Anschlags von 2001 eine noch tiefere Dimension bot. Zum Abschluss gab es dann noch fast schon traditionell Midsummer's Day, bei dem alle Musiker ihre Stimme erhoben und in ein freudiges La, La, La einstimmen. Und auch wenn das Publikum in Hochstimmung war, zum Mitsingen konnte es nicht bewegt werden. Dennoch belohnte der rasende Applaus zum Schluss die Gruppe und auch die Veranstaltung.

Ein wirklich gelungenes Festival, das sich so langsam als fester Event im Jahr zu etablieren beginnt. Ein großes Lob an Musiker und Organisatoren für zwei Abende mit viel Spaß und erstklassiger elektronischer Musik.

(sz)

Über Empulsiv

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