Zu einem fröhlichen Tag in angenehmer Gesellschaft und in der Kernsache mit dem Genuss elektronischer Musik in Form von vier Festsaalkonzerten, all dies bot der 6. April im kleinen Örtchen Oirschot (Niederlande) zum E-Day 2013. Das von Groove Unlimited und in Persona Ron Boots organisierte Festival zur Frühlingszeit erfreute sich eines doch großen Zulaufs, trotz vorherigen schlechten Annahmen der Vorverkaufszahlen.
Die Tore zum Festival öffneten sich dieses Jahr recht früh, was wohl vor allem der auf 4 Acts aufgestockten Anzahl an Festsaalkonzerten geschuldet war. Zusätzlich zu diesen Konzerten trat wie immer ein Künstler im "Upperroom" an, wo mit Jeffery Haster alias Synthex wohl der jüngste Live-Act in der Geschichte der EM einen jederzeit wohl gefüllten Raum mit seiner selbstkomponierten Musik entzückte. Mit Gert Emmens als Unterstützung an Synth und Drums begeisterte Jeffery in drei der Pausen mit seinem Können an den Tasten.
Das erste Saalkonzert startete pünktlich. Angetreten als Opener des Festivals war Bernhard Wöstheinrich, der sich zur Verstärkung den Drummer Markus Strothmann mit auf die Bühne genommen hat. Begleitet wurde die Musik der beiden von abstrakt gehaltenen Videos mit stark repetitiven Schnitten. Die aufgeführten Stücke waren nicht unbedingt die leichteste Kost, insgesamt sehr rhythmisch und mit eher aggressiver Klang- und Sequenzenwahl ausgestattet. Trotz oder Aufgrund des mit 45 Minuten recht kurzen Auftritts bot dieses Konzert ein sehr intensives Musikerlebnis. Möglicherweise das ambitionierteste Konzert des Tages, das beim Publikum dennoch großen Anklang fand.
Wer Musik der Art Berliner Schule mag, dem wurde sicherlich mit dem zweiten Konzert des Tages eine Stunde Glückseligkeit geschenkt. Mit TMA and Friends wurde das Publikum quasi Richtung Himmel der Sequenzen und Klangflächen getragen, verstärkt noch durch das elektrische und akkustische Gitarrenspiel. Unter den "Friends" fand sich neben TMAs langjährige Gefährten Martinson (Gitarren) und Alien Nature (Synths) auch ein wahres Urgestein der EM an den Drums: Thomas Tommy Betzler (früher mit: Klaus Schulze, P'Cock). Zu viert breiteten sie ein abwechslungsreiches Konzert vor den Besuchern aus, mal ruhig, mal rockig, wie es sich für aktuellen "Krautrock" gehört.
Nach der längeren Abendpause strömten die Besucher wieder in den Saal, denn es stand das dritte Konzert des Abends an. Doch zuvor gab es noch einen für die Schallwelle arrangierten kurzen Slot. Bei der Preisverleihung nur drei Wochen zuvor konnten leider die beiden zum "Bester Künstler International" gekührten Preisträger nicht kommen. Auf dem E-Day wurde deren Anwesenheit dann genutzt, um den Preis noch ordentlich zu übergeben. Sylvia Sommerfeld (Schallwende e.V.) und DJ Yolande (Radio Happy) übergaben den Preis dann nach einer kurzen Einleitung an Michael Shipway und Steve Smith, die in diesem Jahr zudem noch das 10-jährige Bestehen als VoLt feiern.
Schließlich begann zur quasi besten Zeit das erwartete dritte Konzert. Auf die Bühne trat der mittlerweile schon etablierte Musiker René Splinter, der mit dem Konzert gleichzeitig sein neues Album "Modern Ruins" vorstellte. Und das Album ist nicht einfach nur ein Nachfolger von "Singularities", von dem René ebenfalls an diesem Abend spielte, sondern ein echter Schritt in musikalische Eigenständigkeit. Seine neuen Stücke lösen sich deutlich von dem bislang immer sehr präsenten Vorbild Tangerine Dream. Auch löste er sich von seinem bisherigen Auftrittsstil, indem er nicht nur hinter seiner Synthiewand blieb sondern zeitweise mit tragbarem Synthesizer nach vorne auf die Bühne trat und die Nähe des Publikums suchte. Kaum noch erwähnenswert, dass er nach Verlängerung ein begeistertes Publikum hinterließ.
Mit ein wenig Verspätung betrat schließlich der Headliner des Tages die Bühne: Code Indigo. Die neu aufgestellte Band um David Wright trat zu viert an, um die Hörerschar in ihre eigene musikalische Welt zu führen. Hauptthema war ihr neues Album "MELTdown", was sie in ihren Visuals mit Nervenzusammenbruch übersetzten. Mit auf der Bühne waren Neil "Geigertek" Fellowes (Synths), Dave "DJ" Bareford (Gitarre) und Nigel Turner-Heffer (Bassgitarre). Mit kleineren technischen Problemen versehen, brachte das Quartett dessen ungerührt den modernen Stil Code Indigos auf die Bühne und versetzten das Publikum in eine Art hypnotischen Zustand. Und wie abzusehen wurden sie nicht ohne Zugaben entlassen.
Am Ende des Festivals verließ ein befriedigtes Publikum den Saal und das Cafe, allerdings nicht, ohne sich vorher noch einmal an den CD-Ständen Gutes zu tun.
Stefan Schulz