Awakenings ist eine Event-Reihe, die neue und etablierte Acts aus den Bereichen Live Ambient, elektronischer und experimenteller Musik präsentiert. John Sherwood hat damals in Leeds angefangen, diese Events zu organisieren. Nach einigen Jahren hat Jez Creek die Organisation übernommen. Und seit diesem Jahr werden die Awakenings von Phil Boots organisiert. Die Veranstaltung findet in einer Schule statt, von der aus auch für das innerliche Wohl gesorgt wird.
Ich fand, dass für mich die Zeit gekommen war, dieses Event zu besuchen.
Burton upon Trent ist eigentlich sehr gut zu erreichen. Fliegen kann man nach Birmingham oder Mid Eastlands, und von da kann man den Bus oder den Zug nach Burton upon Trent nehmen. Natürlich geht es auch mit dem Auto.
Das erste, was ich mir merkte, war die Ruhe beim Aufbauen und Soundcheck. Alles war sehr gut organisiert und ging sehr schnell. Für die Mittags-Session wurde zuerst aufgebaut, mit dabei waren John Christian, Auto-Pilot und Stefan Erbe.
Um genau 13 Uhr fing John Christian an. John kennen wir natürlich von Air Sculpture, aber diesen Samstag trat er Solo auf. Sein Set zeigte Potenzial, aber er hatte ein paar technische Schwierigkeiten, die dafür sorgten, dass ich das Konzert nicht so toll fand. Es war eine nette Idee, eine echte Flöte und Trommeln zu spielen, aber aus irgendeinem Grund konnte das Publikum es nicht hören. Und bei dem letzten Track schüttelte John oftmals den Kopf. Sehr schade. Insbesondere, weil ich seine letzte CD bekommen habe: Susbarbatus. Und die kann ich echt nur weiter empfehlen.
Anschließend gab es eine kurze Umbaupause. Das Publikum konnte sich mit Getränken versorgen, während Johns Set abgebaut wurde.
Weiter ging es mit Auto-Pilot. Adrian Collier und Shaun Herbert waren ziemlich gut und anders. Das Programm war das gleiche wie auf dem Electronic Circus die Woche zuvor, aber weil ich nicht dort war, hatte ich jetzt die Möglichkeit, Auto-Pilot zu sehen und zu hören. Sie sind sehr professionell. Ich mochte die Instrumental-Tracks, aber ich war nicht besonders scharf auf die Tracks mit Gesang. Auto-Pilot war sicherlich anders, aber das ist, was Awakenings ausmacht: es ist anders.
Eine weitere kurze Umbaupause; Auto-Pilot hat abgebaut und Stefan Erbe war dran.
Es war für Stefan das erste Mal, dass er in England spielte. Und obwohl er am Anfang auch technische Schwierigkeiten hatte, ging es nach einem Reboot richtig los. Uptempo. Stimmung. Ich sah viele Besucher auf ihren Stühlen "hüpfen". Am Ende bekam er so viel Applaus, dass er zwei weitere Tracks als Zugabe spielte.
In der folgenden längeren Pause bot die Schule ein Catering an. Hier konnte man sich für wenig Geld etwas zu Essen holen. Und die Auswahl war recht gut. Währenddessen wurden die Sets für die Abend-Session aufgebaut und der Soundcheck gemacht. Das Abendprogramm bestritten Phobos, Vietgrove und Ideation.
Genau um 19 Uhr begann Phobos; David Thompson aus England. Er ist für seine dunkle ambiente Musik bekannt. Und obwohl ich kein Liebhaber von Dark Ambient bin, war sein Konzert für mich das Beste des Tages. Er wechselte von beeindruckenden tiefen Drones über warme, treibende Mitten bis zu hohen, süßlichen Klangvariationen. Ein Solo "Live"-Set dunkler Ambient-Klänge aus Laptop-VSTs, meisterlich gespielt mit zwei Keyboards. Vielen Dank für den Einblick in deine Welt des Klangs.
Nach einer kurzen Pause, in der Phobos sein Set abgebaut hatte, folge Vietgrove + 1. Die eigentlich aus Norman Phay und Mark Bailey wurde an diesem Abend durch Jez Creek verstärkt, deshalb die "+ 1". Sie spielten einige schöne modular und live Synth Stücke von Norman Phay. Und Mark spielte ein sehr schönes Gitarrenstück. Die Zusammenarbeit zwischen Jez und Vietgrove funktionierte gut, aber ich hatte den Eindruck, dass Jez' VCS3 einige Feinheiten wegnahm von dem, was im Hintergrund so passierte.
Schließlich war es Zeit für den Haupt-Act des Abends: Ideation + 1. Neben Paul Nagle und Peter Ruczynski (einem weiteren Air Sculpture Mitglied) spielte auch hier Jez Creek als "+ 1" mit. Das Zusammenspiel zwischen Ideation und Jez Creek funktionierte hier nicht so gut. Hier prallten völlig unterschiedliche Arten des Musizierens aufeinander. Der VCS3 klang wuederbar nach einem alten Synthesizer. Aber dessen Modulation und Effekt-Timing tötete die klanglichen Feinheiten, die Paul und Peter im zu portraitieren suchten. Schade.
Und dann war der All-Dayer 2013 auch schon vorüber. Die Organisation war super, vielen Dank an Phil Booth. Ich war zum ersten Mal bei einem Event in England und bin gleich in einem "warmen Nest" gelandet. Alles sehr freundliche Leute, und einem deutlich aus echten Liebhabern elektronischer Musik bestehendem Publikum auch aus Nichtmusikern. Besucher, Musiker und Organisation boten eine sehr ruhige und angenehme, positive Stimmung.
Ich hoffe, dass nächstes Jahr noch mehr Liebhaber der EM an England denken, vielleicht in Kombination mit einem (kleinen) Urlaub. England hat viel zu bieten. Und wenn ihr es nicht schafft, das Gute an dieser Awakenings-Reihe ist, dass man sich immer ein Virtuelles Ticket kaufen kann. Man ist dann zwar nicht live dabei, erhält aber einzigartige Live-Aufnahmen des Abends. Am besten einfach regelmäßig auf die Homepage gucken, wie das Programm für nächstes Jahr aussehen wird:
Bericht von Yolande (radiohappy.eu)
Fotos von Phil Booth und Xan Alexander