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Rückblick zur Verleihung der Schallwelle 2014

Auch im Jahr 2015, genauer am 21. März, wurden wieder Schallwellen vergeben. Diese sind in diesem Falle nicht nur Schwingungen der Luft, sondern handfeste, massive Glaskörper, zum Dank und zur Ehrung der Elektronikmusiker des Jahres 2014.

Wieder einmal bot das Bochumer Planetarium der Festivität Unterschlupf, eine Lokalität, die mit der Elektronischen Musik so verbunden scheint, wie Patch-Kabel mit einem modularen Synthesizer. Es bietet zudem alles, was für ein Event dieser Art wünschenswert ist. Zum Beispiel das große Außenrund, in dem sich die Künstler schon vorab gegen 17 Uhr einfanden und herzliche Gespräche führten. Und ganz nebenbei tischte das Team Erbe wieder Genüsslichkeiten auf, die das fröhliche Grinsen der Gäste auch in den Mägen fortstrahlen ließen.

Gegen 19 Uhr begann das offizielle Programm. Es begrüßte uns das Moderatorengespann Sylvia Sommerfeld und Thomas Gonsior. Mit kurzen einleitenden Sätzen und Vorabdanksagungen, und mit sensiblem Hinweis, dass wir zwar in Gedenken an Edgar Froese feiern, es aber keine Trauerveranstaltung werden soll.

Und los ging es mit dem ersten Kurzkonzert, gegeben von Picture Palace music. Die auf Grund der kleinen Bühne stark reduzierte Truppe um Thorsten Quaeschning rissen das Publikum mit einer Mischung aus rockigen und auch sanfteren Klängen elektronischer Art mit. Das Set spiegelte auch die Entwicklung der Gruppe wieder, die sich immer mehr in Richtung progressiver, elektronischer Rockmusik bewegt. Neuerdings auch verstärkt mit Gesang von Chris Hausl. Wie immer wurde das großartige Konzert von diversen Animationen und Bildern an der Kuppel des Planetariums begleitet.

Kommen wir zur ersten Runde der Preisverleihungen. Zunächst wurden die Schallwellen in den Kategorien Alben national und international sowie Neuling des Jahres vergeben. Sieger der Kategorie Album national ist das Album Phaedra Farewell Tour von Tangerine Dream. Thomas Gonsior übergab den Preis stellvertretend an Thorsten Quaeschning, der diesen sichtlich bewegt entgegennahm. Im Gespräch machte er klar, dass noch viele weitere Touren geplant waren und er gerne Teil davon sein würde, wie immer es mit Tangerine Dream weitergehen wird. In der Kategorie Album international obsiegte MorPheuSz mit ihrem Album Tantalizing Thoughts at the Dawn of Dreams. Übergeben wurde der Preis von Jury-Mitglied Dr. Alfred Arnold. Wie auch Picture Palace music entwickelt sich auch die Musik dieser Gruppe immer mehr in Richtung elektronischen Rocks. Möglicherweise mit ein Grund für den Erfolg des Quartetts. Als Neuling des Jahres wurde schließlich Thomas Jung gekürt, den Glaskörper erhielt er durch Andreas Pawlowski. Sein Erstlingswerk im Bereich EM und seine Live-Auftritte in Hamm und Essen haben ihn fulminant in die Szene eingeführt und für die Jury den Ausschlag für seine Wahl gegeben.

Nach längerer Pause, in der sich Künstler und Gäste im Außenrund einfanden, sich unterhielten und den leiblichen Genüssen fröhnten, ging es weiter mit der zweiten Runde der Preisverleihungen. Diesmal in den Kategorien Künstler national und international sowie Titel des Jahres. Hans-Joachim "Hajo" Liese präsentierte den Preis für den Künstler national. Er hat eine persönliche Bindung zum Sieger des Abends, Bernd-Michael Land, und teilt mit ihm die Faszination in analogen Synthesizern und Modularen. In seiner Laudatio präsentierte er zahlreiche Bilder aus dem Studio Lands, der nicht nur unter dem Namen Aliens-Project firmiert, sondern sein Studio auch mit diversen Alien-Figuren und -Masken ausgestattet hat. Der Preis der Kategorie Künstler international ging erneut an die holländisch-deutsche Formation MorPheuSz, präsentiert von Sylvia Sommerfeld. Gerade die Zusammenarbeit mit Frank Dorittke an der E-Gitarre und Harold van der Heijden am Schlagzeug machen das Quartett um Ron Boots und Eric van de Heijden zu einer so dynamischen Gruppe und zu einem Bühnen-Erlebnis besonderer Güte. Der Titel des Jahres wurde anschließend für den Song Sleepwalking Marathon (is not Olympic) der Combo Picture Palace music ausgelobt, übergeben von Jury-Mitglied Uwe Zelt.

Im Anschluss spielte René Splinter das zweite Konzert. Seine durch Tangerine Dream geprägte Musik war sehr passend für diesen Abend. Unnötig zu erwähnen, dass seine musikalischen Wurzeln und Vorbilder immer noch hörbar sind, aber er seit Jahren bereits eine eigene Interpretation und Art dieser Stilistik pflegt. Im letzten Teil und in der Zugabe wurde er durch die Cousins Heijden und Frank Dorittke unterstützt.

Es folgte eine weitere diesmal kürzere Pause, bevor der Ehrenpreises für das Lebenswerk an Edgar Froese verliehen wurde. Stellvertretend nahm Thorsten Quaeschning den Preis entgegen. Man konnte dem jungen Musiker und Mitglied von Tangerine Dream ansehen, dass es ihm nicht leicht fiel. Seine Danksagung war eine berührende Erinnerungsrede über die Zusammenarbeit mit Edgar Froese, die damit abschloss, dass niemand wirklich tot ist, solange man seinen Namen nennt. Es folgte ein Video mit Musik von Edgar Froese, dabei unter anderem der Track Stuntman. Nach dem Film wurde das Wort an Wilfrid Trenkler übergeben. Er erinnerte an seine ersten Begegnungen mit Froese und das er ihn gleichstellt mit welthistorischen Musiker- und Komponistengrößen. Abschließend präsentierte Sylvia Sommerfeld noch eine Patenschaft des Planeten Wega im Namen Edgar Froeses.

Eine wahrlich denkwürdige Veranstaltung, die einem der Großen Elektronikmusiker gedenkt, eine würdige Danksagung bietet, aber auch als Vorbild für die aktuelle Generation würdigt und dieser mit auf den Weg gibt, dass man mit elektronischer Musik viele Menschen erreichen und berühren kann.

Stefan Schulz

Über Empulsiv

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