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Repelen, die Zwölfte - mit BKS und Gästen

Das Dutzend ist voll! Zum zwölften Male bieten Broekhuis, Keller und Schönwälder zusammen mit ihren Mitstreitern einen Mix aus elektronischer Musik, akustischer Begleitung, Ausdruckstanz und Lichteffekten in der Dorfkirche zu Repelen.  Wie schon in den letzten Jahren ist es auch dieses Mal wieder ein Doppel-Event: Am Freitag Abend treten Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder alleine auf und bieten 'Elektronik pur', am Abend darauf kommen Raughi Ebert an der Gitarre sowie Thomas Kagermann mit Violine und Flöte hinzu.  Ebenfalls am Samstag wird die Musik von Eva Kagermanns Ausdruckstanz begleitet.  Wer sich das komplette Wochenende in Repelen einquartiert hat, z.B. im Hotel direkt gegenüber der Kirche, kann auch noch am Sonntag morgen einen von BK&S begleiteten, meditativen Gottesdienst besuchen.

Etwas Neues hat es dieses Jahr aber schon gegeben, der Freitag Abend war nämlich nicht ganz 'Elektronik pur'.  Man könnte sagen, BK&S hatten eine Vorgruppe.  Das Duo MuTArik, bestehend aus Michael Menze und Mirjam Usbeck, bot mit ihrem etwa halbstündigen Auftritt angenehme elektronische Klänge, weder zu ambient noch zu aufregend, dazu meditative Texte und Ausdruckstanz.  Das ganze wurde dazu noch dezent von Bas begleitet.  Eine gelungene Einstimmung auf einen eher besinnlichen Freitag Abend, der aus dem Stress des Alltags in das Wochenende überleitete.  Ich vermute, ich war nicht der Einzige, der direkt von der Arbeit nach Repelen gefahren war.

In den folgenden anderthalb Stunden boten BK&S durchweg neue Kompositionen; das nach 'Green' in ihrer Farbenlehre 'Yellow' folgen wird, war ja bereits bekannt.  Die gespielten Stücke stellten daher durchweg den bisherigen Entwicklungsstand der 'Yellow' dar (auf die man ja noch ein bischen warten müssen wird).  Passend zum Wochentag waren die (Arbeits-)Titel dafür einfach Freitag 1, 2 und 3.

Was man von diesen neuen Stücken erwarten darf: natürlich zu 100 Prozent Berliner Schule, wie man sie von BK&S kennt.  Aber jeder von den Dreien hat seinen musikalischen Schwerpunkt, und je nach Titel dominieren mal die Klangflächen von Mario, die eher melodischen Anteile von Detlef oder die Rhythmen von Bas.  Bisweilen änderte sich der Stil auch, so fing Freitag 1 eher sphärisch an, im Verlaufe übernahmen die Sequenzen immer stärker.  Freitag 2 war bestimmt von Bas an seinen elektronischen Congas, die er gegenüber früheren Auftritten gut aufgerüstet hat.  Freitag 3 begann wieder sphärisch-ruhig, dieses Mal steigerte sich aber Mario und es ist immer wieder amüsant mit anzusehen, wie er mit seinen Klängen auch mimisch 'mitgeht'.  Gegen Ende kam dann noch Detlefs Laserharfe zum Einsatz, die in einem so hohen Raum wie einer Kirche sehr gut zur Geltung kommt.

... und danach waren die anderthalb Stunden auch schon wieder vorbei.  Natürlich wurde eine Zugabe gefordert und gewährt. Dieser Titel war der für mich mit Abstand druckvollste und rhythmischste des Abends, er erinnerte mich an 'Skinners Run' von der Repelen-DVD.  Vielleicht war es ja auch eine Variation davon, aber da bin ich mir bei den Dreien nie so ganz sicher.  Es wird ja immer alles live gespielt, und nie klingt es zweimal gleich.

Für den Samstag konnte man dann gespannt sein, ob wie im letzten Jahr ein ähnliches Programm gespielt werden würde wie am Freitag, nur angereichert um Raughi Eberts Gitarre und Thomas Kagermann's Geigen- und Flötenspiel.  Um es vorwegzunehmen: Nein, ein komplett eigenes Programm, und dieser Samstag Abend sollte sich zu einem echten Highlight entwickeln.  Ein kleiner Wermutstropfen: im mittleren Block waren die ersten vier Reihen komplett reserviert, als 'normaler Besucher' musste ich mir also aussuchen, ob ich mit einem der hinteren Plätze vorlieb nehme oder einen direkteren Blick von der Seite wähle. Ich entschied mich dann für letzteres, der geneigte Leser möge mir bitte verzeihen, dass Detlef und Bas auf den Fotos vom Samstag größtenteils fehlen - sie waren aus diesem Winkel einfach nicht zu aufzunehmen, dafür Eva, Raughi und Thomas um so besser.  Detlef ging gegen Ende des Abends kurz auf die Probleme der Platzverteilung in einer Kirche mit den dicken Säulen ein und warb um Verständnis für diese Reservierungen.

Aber zurück zu wichtigeren Dingen, nämlich der an diesem Abend gespielten Musik und der dazu gebotenen Show.  War Detlef an der Laserharfe am Freitag noch quasi der Höhe- und Schluspunkt, so war es am Samstag nur der Einstieg.  Andi Löbbert, verantwortlich für die Lichteffekte an diesem Abend, kombinierte seine Laser sehr geschickt mit den Strahlen der Laserharfe.  Man hatte den Eindruck, als würde Detlef in einem Käfig aus Laserstrahlen stehen.  Gespielt hat er ein älteres seiner eigenen Stücke.

Danach erlaubte sich Detlef einen kleinen Spaß - Späße auf der Bühne sind bei BK&S ja immer dabei.  Von den Dreien ist Detlef ja der Einzige, dem seine Haarpracht über die Jahre erhalten geblieben ist. Also setze er kurzerhand eine Glatzen-Perücke auf und erklärte sich so mit Bas und Mario solidarisch!

In Titel Nummer 2 kam dann Eva zum ersten Mal auf die Bühne, dieses Mal in einem schwarzen Umhang, unter dem sie einen weißen Ganzkörperanzug trug.  Nach dem Laser-Feuerwerk des ersten Titels brachte die eher ruhige Musik und Evas dazu passender Ausdruckstanz die Stimmung wieder etwas in Richtung meditativ.  Dieses Wechselbad der Stimmungen sollte übrigens für den Rest des Abends so bleiben. Mario hatte am Einlass scherzhaft gemeint, man könnte in den verteilten Programmheften lesen, wenn es vorne auf der Bühne langweilig werden würde.  Das war aber wirklich nie notwendig.

Titel Nummer drei hörte auf den Namen 'Electric Chess', eine musikalische Anspielung auf Manuel Göttschings EM-Klassiker E2-E4. Das Original war auch ohne weiteres wiederzuerkennen, nur dieses Mal eben mit Raughi Ebert an der Gitarre und Thomas Kagermann an der Geige.  Bevor die elektronischen Sequenzen loslegten, durfte Raughi aber einmal zeigen, was für ungewöhnliche Klänge man auch einer Gitarre entlocken konnte.  Stellenweise zupfte er nicht mit seinen Fingern, sondern regte die Saiten mit einem kleinen Propeller an.

Der nächste Titel 'Song of Time' stammte aus Marios Feder und war dementsprechend wieder von ruhigen Klanggemälden bestimmt.  Eva kam dieses Mal wieder in Weiß auf die Bühne, aber dieses Mal nicht hauteng - die weiße Hülle 'entpuppte' sich im wahrsten Sinne des Wortes als ein Kokon, aus dem sie dann als Schmetterling 'schlüpfte' - ein wirklich gelungener und überraschender Effekt!

Titel Nummer fünf 'Ready for Lounge' war Raughi und seinem Gitarrenspiel wie auf den Leib geschrieben.  Zuerst spielte er ganz alleine, man fühlte sich an einen Mittelmeer-Strand an einem warmen Abend versetzt.  Damit es in der Repelener Lounge aber nicht langweilig wurde, kamen im Verlaufe noch einige flotte Rhythmen dazu - kleiner Flamenco gefällig?

Und danach war auch schon fast wieder Schluss, die anderthalb Stunden waren wie am Vortag wie im Fluge vergangen.  Detlef stelle noch einmal alle Mitwirkenden inklusive Technik ausführlich vor, die einzelnen Musiker durften noch einmal jeder ein kleines Solo zaubern. Damit war natürlich noch nicht Schluss, denn nach so einem gelungenen und abwechslungsreichen Abend war natürlich noch einen Zugabe fällig. Die bestand einmal wieder in Detlefs 'Source of Life', aber in einer Variante, wie ich sie vorher noch nie gehört hatte.  Eigentlich ist 'Source of Life' ja eher ein melodisches und fast ein bischen melancholisches Stück.  Die 2016er-Version war aber völlig anders arrangiert: dynamisch, fett unterlegt und schon beinahe dramatisch. Dazu kam auch noch einmal Eva in einem orientalisch anmutenden Kleid auf die Bühne und wirbelte mit dessen goldenen Ärmeln herum.

Diese Zugabe setzte dem Abend wirklich noch ein Sahnehäubchen auf. Repelen ist zwar in den letzten Jahren immer eine Reise wert gewesen, aber dieser Abend war wirklich etwas besonderes.  Alle Mitwirkenden haben sich dieses Mal ganz besonders viel Mühe gegeben, um den Abend zu einem wirklich unvergesslichen Ereignis zu machen.  Unvergesslich könnte er auch in anderer Hinsicht werden: diverse aufgebaute Kameras legen nahe, dass beide Abende in guter Bildqualität festgehalten wurden, so dass man auf eine neue Repelen-DVD hoffen darf.  Die würde ich mir auf jeden Fall kaufen - alleine schon, um diesen Abend noch einmal aus einer etwas besseren Position genießen zu können.

Auf dem verteilen Programmheft konnte man auch schon die nächsten Livetermine von BK&S nachlesen.  Der Termin für Repelen 2017 steht bereits fest (das Wochenende vom 10. bis 12. März), vorher darf man sich aber noch auf eine Performance am 19.  November in der Dechenhöhle in Iserlohn freuen.

Alfred Arnold

Über Empulsiv

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