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Wellengärtner - Love

Wellengärter - Love

Wenn ein Musiker zu einem Album anmerkt, dass dieses alle Stile zeigt, die er mag und alle Elemente aufweist, mit denen er gerne arbeitet, ist ein gewisser Stilmix vorprogrammiert. In manchen Fällen ist eine solche Mischung eher unerquicklich. Bei „Love“ von Wellengärtner empfinde ich das anders. Das Album ist auch stilistisch gar nicht so divers. Da manche Klänge mehrfach auftauchen oder ähnlich sind, und der Musiker Jörg Jankowitsch auch derselbe und sich selbst treu bleibt, passt alles zusammen.

Manchmal genügen ihm ganz wenige Stilmittel (z. B. bei „Running Arpeggios“) oder auch ein einziges Element, um wie bei „Fluting Mellotron“ die drei Minuten des Stückes zu füllen. Und zwar ohne dass der Track eine bloße Demonstration des Instrumentes Mellotron würde.

Naturgemäß wirken die einzelnen Stücke bei einem solchen Konzept etwas reduziert, zumindest stellenweise. Das wiederum läßt den Aufbau der Musikstücke deutlich werden. Der Wellengärtner ist gut darin, Atmosphären zu schaffen. Das wird besonders bei „Ambient Soundscape“ und „Loops’n’Strings“ deutlich.

Die Titel geben Jörgs Worten nach ihre wesentlichen stilistischen Elemente wieder. Bei „Strange Beauty“ kann ich das allerdings nicht nachvollziehen, jedenfalls was die erste Hälfte des Titels angeht. Denn „strange“, also sonderbar, fremd oder merkwürdig ist diese Musik ganz und gar nicht. Sondern einfach nur wunderschön, wie ein Schweben auf Wolken oder ein Spaziergang auf dem Regenbogen.

Als direkten Kontrast dazu empfinde ich im nachfolgenden „Dark Atmosphere“ das Dunkle in den Klängen viel stärker als es vielleicht der Fall wäre, hätte dieser Track das Album eröffnet. Es ist jedenfalls kein düsteres Stück, sondern entwickelt durchaus seine schöne und positive Seite.

Einen deutlichen Schwachpunkt hat für mich das Album „Love“ dennoch. Die nicht ganz zwei Minuten dauernde „Contemplative Introduction“ zu Beginn wirkt auf mich recht ziellos und endet sehr abrupt. Da ist „Ambient Soundscape“ deutlich besser als Opener geeignet. Das „Sunny Finale“ ist dagegen ganz hübsch als „Rausschmeißer“ und besser gelungen. Manchmal genügt eben auch eine einzige Minute.

Das soll die Freude an „Love“ jedoch nicht schmälern, es sind nicht einmal zwei von gut 76 Minuten, die ich hier bemängele. Insgesamt finde ich das jüngste Werk von Wellengärtner sehr gelungen.

Andreas Pawlowski

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