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A-11: Die Premiere unter dem Bochumer Sternenhimmel

Besuche im Planetarium Bochum sind für mich in den letzten Jahren seltener geworden. Stefan Erbe macht sein "Sound of Sky" zum Beispiel nur noch dreimal im Jahr, plus einmal ATB Anfang des Jahres. Um so wertvoller werden dafür die einzelnen Konzerte. Ich kann mich aber noch an keine Ausgabe erinnern, auf die ich mich im Vorfeld so gefreut habe: die Album-Premiere von "A-11" am 20. Juli 2019.

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Das mag zum einen damit zusammenhängen, dass Steve und Stefan es geschafft haben, über die Monate die Spannung um das neue Album hoch zu halten - der erste Aufnahmetermin in Hagen, der zweite in Essen, dann die Download-Version für die, die in Hagen dabei waren, und jetzt der "offizielle" Teil in Bochum. Zum anderen ist der Tag selber mit Bedacht gewählt, an diesem Tag ist das 50-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung (nach amerikanischer Zeitzone), und das Planetarium hat den ganzen Tag vorher schon seine Veranstaltungen rund um dieses Thema arrangiert - das Live-Konzert von Baltes und Erbe ist quasi der krönende Abschluss des Tages.

Sicherlich trägt auch dieses "Rahmenprogramm" sein Scherflein dazu bei, dass dieses "Sound of Sky" für Sommer- und Ferien-Verhältnisse außergewöhnlich gut besucht ist - der Saal wird am Ende fast ausverkauft sein. Auf dem Vorplatz sind diverse Stände aufgebaut, wo man so ungewöhnliche Dinge wie Eis mit Gurken-Aroma ausprobieren kann. Der Imbiss-Stand gegenüber (natürlich mit der Original-Currywurst, die es nur hier im "Pott" gibt), hat eines seiner Angebote "Apollo-Teller" getauft. Liegestühle auf der Wiese laden zum Verweilen ein, und auch wenn der T-Rex auf der Wiese nicht direkt etwas mit Apollo 11 zu tun hat, haben die kleinsten unter den Besuchern trotzdem ihren Spaß daran.

Währenddessen ist drinnen im Foyer natürlich schon der CD-Stand eingerichtet, und jetzt gibt es "A-11" auch offiziell als CD-Version. Auf Wunsch wird natürlich jedes Exemplar von Steve und Stefan signiert. Die haben sich für den heutigen Tag T-Shirts machen lassen, mit dem A-11-Schriftzug und den Namen (den eigenen, nicht Armstrong und Aldrin...).

Ein volles Haus bedeutet auch ein volles Foyer, wenn die Zeiger sich auf der Uhr dem angekündigten Konzertbeginn nähern. Das Warten ist an so einem heißen Tag noch einmal etwas unangenehmer, denn das Foyer lässt sich nicht auf "Durchzug" stellen, dementsprechend heiß ist es, als eine Lautsprecherdurchsage uns mitteilt, dass der Beginn sich um etwa 10 Minuten verzögern wird. Noch einmal schnell auf die Toilette? Im Zweifelsfall ja, denn Stefan und Steve werden die zwei knapp Stunden heute Non-Stop durchspielen, alles andere würde den Flow stören.

An so einem Tag lässt Frau Professor Hüttemeister es sich natürlich nicht nehmen, die Einführung selber zu geben. Hat sie dabei überhaupt die üblichen "Regeln" von Planetariumskonzerten bekannt gegeben? Egal, dass Handys und leuchtende Displays das folgende stören würde, und Blitzlichter natürlich tabu sind, das wissen die Besucher alle selber - zumal wir schnell merken, dass Klaus-Dieter Unger sich für diesen besonderen Tag und Anlass auch besondere Visuals überlegt hat.

Zwar sehen wir an der Kuppel heute auch die "üblichen" Bilder von Sternen und Planeten, und der Mond wird natürlich in vielfacher Weise gezeigt, "nicht-Standard sind aber eine Reihe von Filmen aus der Zeit. Gleich der erste kommt dem "Apollo-Kenner" vertraut vor: Der Start der Saturn V mitsamt den Schwenks über die Besuchertribüne ist aus "Moonwalk One" entnommen, der Dokumentation, die die NASA selber über die erste Mondlandung hat produzieren lassen. Die Szenen vom Ausstieg auf dem Mond, die damals live um die Welt gingen, fasst Klaus-Dieter in einem virtuellen Fernseher, und dessen Bildschirm ist so gewölbt, wie Bildröhren es in den 60ern eben waren.

Stefan und Steve haben sich zum Einstieg an die Reihenfolge der Tracks auf dem Album gehalten, aber jetzt weichen sie - wie vorher auch angekündigt - davon ab: alle langsameren und ambieteren Titel sind in einem Block im Mittel-Teil gesammelt, in dem wir virtuell auf dem Mond verweilen. Die Fernsehübertragung von Apollo 11 war qualitativ seinerzeit nicht besonders gut, die bei dieser und den weiteren Landungen gemachten Farbfotos sind meilenweit besser und viel geeigneter für die große Kuppel. Wir sehen Astronauten, wie sie hinter Stefan und Steve vorbei laufen, die Fähre aus allen Perspektiven und das auf späteren Missionen benutzte Mondauto. Und immer wieder dabei die Spuren im Mondstaub, die heute noch genauso aussehen dürften wie vor fünfzig Jahren - ein Eindruck von astronomischen Zeiträumen und wie kurz ein Leben oder eine Zivilisation im Vergleich dazu dauert.

Aus diesen Gedanken werden wir zu Beginn des letzten Teils gerissen: In "At The Last Stage" darf Steve sich noch einmal so richtig austoben, und "One Time in History" schließt den Abend ab. Begleitet wird der letzte Track von einer zeitgenössischen Dokumentation über den Apollo Guidance Computer, die wir schon von einer der Aufnahmesessions kennen.

Schließen? "Einen hätten wir noch im Köcher", mein Stefan, und er meint natürlich "s-thetic", das eigentlich traditionell jedes Baltes&Erbe-Konzert beschließt. Die letzten Male wurde der Extra-Zeit-Slot stattdessen für eine Aufnahme genutzt, aber das Album ist ja jetzt fertig, also lassen wir uns einmal überraschen, wie "s-thetic" heute sein wird - keine zwei Live-Versionen klingen gleich. Heute kommt es etwas kompakter und nicht ganz so ausladend daher. Das ist vielleicht auch der vorgerückten Stunde geschuldet. Die Live-Version von "A-11" ist länger geworden als geplant, und es ist bereits nach elf Uhr. Nach dem Konzert ist am CD-Stand auch noch die eine oder andere CD zu signieren, bevor man mit dem Abbau beginnen kann. Die Stände und und Liegestühle draußen vor dem Planetarium sind um diese Uhrzeit natürlich längst abgebaut, nur noch der Dinosaurier steht auf der Wiese und wird wohl auch noch eine Weile dort bleiben.

"Sound of Sky" hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Durch die Reduzierung der Termine ist die Wertigkeit des einzelnen Konzerts deutlich gestiegen. Ungeachtet dessen wird dieser "Abend der Mondlandung" einen besondere Platz in der Erinnerung behalten. Für Baltes&Erbe ist das Projekt "A-11" erst einmal geschafft, bisher stehen keine weiteren Termine im Kalender. Mit der heutigen Performance dürften sie sich aber als Act auf Festivals in der nächsten Zeit empfohlen haben. Mission "A-11" ist vollendet, aber es wird nicht die letzte gewesen sein!

Bericht: Alfred Arnold
Fotos: Alfred Arnold & Stefan Schulz

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