Traditionell letzte EM-Veranstaltung des Jahres ist die Hello-Reihe des Schallwende-Vereins. Einen Tag vor Silvester wird noch einmal ins Rund des Bochumer Planetariums zu einem Jahresabschluss-Konzert eingeladen. Dieses Jahr konnte man dafür einen besonderen musikalischen Gast verpflichten. John Kerr hatte nach schwerer Krankheit seine musikalische Karriere eigentlich schon vor Jahren beendet, der Schallwelle-Preis fürs Lebenswerk im letzten Jahr hat ihn aber motiviert, wieder aktiv zu werden. Getan hat er das zusammen mit Ron Boots, ihr neues Album 'Juxtaposition' wurde an diesem Abend vorgestellt. John Kerr hat in der Vergangenheit einige echte EM-Klassiker kreiert, man durfte also wirklich auf das gespannt sein, was John Kerr und Ron Boots für diesem Abend ausgeheckt hatten.
Manche bezeichnen ja das Ruhrgebiet neben Berlin als "Herz der EM", das heißt aber nicht, dass man elektronische Musik in anderen Teilen der Republik nicht auch live sehen und hören kann. Noch vorhandener Resturlaub gestattete es dem Schreiber dieser Zeilen, unter der Woche einen einen Kurzausflug nach Frankfurt zu machen. Anlass dafür war ein Auftritt von Ulrich Schnauss, seit 2014 Mitglied von Tangerine Dream, und nach dem überraschenden Tod von Edgar Froese Anfang dieses Jahres ein wenig der 'Hoffnungsträger' aller TD-Fans dafür, dass es mit Tangerine Dream weitergeht.
Ein EM-Event, das ein bisschen aus dem Rahmen der sonstigen Ereignisse herausfällt, ist das Dinosauriertreffen. Zwar gibt es hier auch Live-Musik zu hören, im Mittelpunkt stehen aber die Synthesizer selber, und wie der Name erahnen lässt, eher die großen alten modularen Systeme. Sammler, Musiker und sonstige Enthusiasten bringen ihre alten, neuen und vielleicht gerade frisch restaurierten Schätzchen mit. Die werden dort aber nicht nur ausgestellt, sie werden auch betrieben und es gibt dazu kleine und größere Live-Performances.
War ein Musiker früher Mitglied einer bekannten und erfolgreichen Gruppe, dann kann sich die Zeit 'danach' in viele Richtungen entwickeln. Oft bleibt der Solo-Erfolg aus und der Künstler muss den Rest seiner Tage von den früheren Zeiten als Band-Mitglied leben. Nicht selten trennt man sich auch im Unfrieden und man möchte an seine frühere Zeit überhaupt nicht mehr erinnert werden. Eine erfreuliche Ausnahme, bei der beides nicht zutrifft, ist Karl Bartos. Am 20.9. gab Karl Bartos in der DASA (Deutsche Arbeitsschutzausstellung) anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Die Roboter - " ein Konzert. Den meisten dürfte Karl Bartos aus seiner Zeit bei Kraftwerk bekannt sein ("zweiter Roboter von links"), also eine zum Thema der Ausstellung perfekt passend Wahl. Die Zeit bei Kraftwerk liegt inzwischen aber auch ein Viertel-Jahrhundert zurück und Bartos macht längst seine eigenen Projekte. Sein letztes Album "Off the record" stammt z.B. von 2013 und nicht wenige würden es sich wünschen, wenn die Urväter des Elektro-Pop noch so einen Output an neuem Material hätten.
Wem Sine Amplitude's Auftritt am Samstag in den Güterhallen doch vielleicht etwas zu laut und rockig war, dem bot sich am Folgetag die ideale Gelegenheit dazu. Acht Jahre nach seinem letzten Auftritt in Erkrath konnte man wieder Bernd Scholls entspannenden Klängen in der Heilig Geist Kirche lauschen. Die Veranstaltung war für EM-Verhältnisse gut besucht, nicht nur mit den 'bekannten Gesichtern' aus der EM-Szene. Dem Veranstalter war es offensichtlich gelungen, auch 'nicht EM-affines' Publikum aus der Umgebung anzulocken. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf kamen dem Förderverein MS-Treff Erkrath e.V. zugute, der an multipler Sklerose Erkrankten vielfältige Aktivitäten ermöglicht.