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Nattefrost - Dendrophile

Nattefrost Dedrophile 150Wenn das dänische One-Man-Kraftwerk einen neuen Release präsentiert, kann man sicher sein, es ist garantiert etwas "Anderes" als man es erwarten würde. So geschehen auch mit dem aktuellen Album "Dendrophile". Dendrophile? Was bedeutet das? Nun, es ist (sagen wir mal es so) die "menschliche Begierde" für Bäume. Richtig! Und es geht in diesem Fall nicht immer nur um die Umarmung.
Ob dies genauso für die dänische Bedeutung sprachlich gilt, ist von uns noch nicht sicher ermittelt worden, zeigt aber erneut, dass Björn Jeppesen keineswegs eine Spur der musikalischen Normalität fährt. Der Sound ist natürlich menschmaschienlich angehaucht, kantig und manchmal extra angeschrägt, aber vermittelt einige sehr interessante Kompositionskooperationen. Das Album wirkt dabei als ob es aus den 90er kommt. Es klingt retrospektiv, teils sehr technoid aber eben trotzdem nach Nattefrost. Gut so, denn wer wie Jeppesen die Natur so sehr mag, darf sie auch mit seinen ganz eigenen Klangfarben lustvoll bemalen.
 
 
Stefan Erbe
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Bertrand Loreau - Let the light surround you

LoreauLetTheLight150Zugegeben, der Autor hatte bisher kaum Kontakt mit der Musik von Betrand Loreau und brauchte ein wenig, um den ersten Eindrücken eine reale Zuordnung zu geben. Aber Freunde nativer französischer EM haben es hier deutlich einfacher. Denn sie werden sicherlich ihre Freude am verzauberten Klang des aktuellen Albums haben. Konsequent und spielerisch bewegen sich die 14. Tracks zu einem imaginären cineastischen Historienfilm. Geblümte Gärten, frühlingshafte Luft und Darsteller in traditionsreichen Gewändern visualisieren sich für mich im Verlaufe der Stücke und man wähnt sich im 18. Jahrhundert an irgendeinem Schloss an einem französischen Fluss. Das Licht des Künstlers formt die Szenerie und lässt uns (vielleicht) teilhaben, an einem Leben in Frankreich vor 200 Jahren. 
Aber meine persönliche Interpretation ist nur eine der vielen Möglichkeiten. Der Künstler selbst widmet die Musik seiner vertorbene Mutter und dem Licht die sie nun umgibt. Egal welcher Gedanke auch immer gewählt wird, Träumen ist hier explizit erlaubt. 
 
 
Stefan Erbe
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Robert Schroeder - Spaces Of A Dream

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Robert Schroeder hat mir unlängst einmal erzählt, bei jedem neuen Album wäre es für ihn die größte Herausforderung, den Vorgänger noch ein klein wenig zu übertreffen. Das ist natürlich um so schwerer, je mehr man sich dem angestrebten Grad von Perfektion nähert. Da ist es ein cleverer Schachzug, das eigene musikalische Universum behutsam in einer anderen Richtung zu erweitern, anstatt erneut zu versuchen, eine noch bessere Version des letzten Albums vorzulegen.

Genau dies hat der Aachener Elektronik-Altmeister auf "Spaces Of A Dream" gemacht. Anders als bei der im letzten Jahr erschienenen "Pyroclast" liegt der Fokus nicht auf einem klanglichen Feuerwerk, stattdessen lotet Robert aus, wie sich die eigene Sound-mäßige DNA für eine chillige Reise ins Reich der Träume eignet. So begegnen wir auch hier vielen Sounds, die Schroeder-Fans aus früheren Schaffens-Perioden bekannt sind, inklusive seiner Drums und Sequenzen, die Gangart ist dieses Mal aber überwiegend gemäßigt. Als vorteilhaft erweist sich Robert Schroeders Fähigkeit, ein komplettes Album ohne harte Brüche zwischen den Tracks zu arrangieren - wer beim Musik-Genuss in alten Erinnerungen schwelgen oder die Ereignisse eines langen Tages resümieren will, dem wird "Spaces Of A Dream" kein unsanftes Erwachen bereiten.

Wie auch schon bei den Gedanken des Autors zu früheren Schroeder-Alben ist dieser Rezeptions-Vorschlag selbstredend
unverbindlich: Es darf genauso gut darüber spekuliert werden, in welche Richtung Robert beim nächsten Werk seine Fühler ausstrecken wird. Er findet eben immer noch etwas, was man beim nächsten Mal noch besser oder anders machen kann. Dass "Spaces Of A Dream" nicht Robert Schroeders letztes Album gewesen sein wird, davon dürfen wir alle ausgehen.

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Alfred Arnold

 

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Ecki Stieg - Hinterland

cover stieg 150Wer den Namen Ecki Stieg schonmal gehört hat, wird ihn hauptsächlich als Radiomoderator der Sendung Grenzwellen kennen, zu die er Mittwochs ab 21.00 auf Radio Hannover einlädt. Sein musikalisches Angebot dabei ist äußerst vielschichtig und dennoch erkennt man bei regelmässigen Zuhören, dass Stieg auch eine große Leidenschaft für das Genre des elektronischen Ambient besitzt. Nicht nur Insider wissen, dass Ecki gelegentlich auch selbst musikalisch aktiv ist und war. Dass es nun tatsächlich einen eigenen offiziellen Release von ihm gibt, dass das Genre der stillen Musik bedient, ist also nicht wirklich verwunderlich. 
Die ersten Eindrücke der 3! Tracks vermitteln sofort eine signifikante Richtung. Stiegs Musik, die er gemeinsam mit Musikerfreund Georg Kochbeck produziert hat, lebt von der Stimmung einer beinahe "stehenden Musik". Die gedankliche Interpretation und die namentliche Hilfestellung des Albums und von Track Nummer 3, platzieren uns in eine Stase eines immerwährenden Blickfeldes.
Dabei schauen wir in die Natur, in einen Ausschnitt, in eine Landschaft, die uns über die vielen Minuten des Stückes fesselt und uns nicht abwenden lässt. Umso länger wir auf dieses Stück Erde schauen, desto mehr schauen wir in uns und verwenden den Sound von "Hinterland" als Erkenntnis zum eigenen Seelenzustand. 
Es ist faszinierend wie wenig es manchmal an tonalen Dingen braucht, um sich über 40 Minuten mit einer vermeindlich simplen musikalischen Betrachtung zu beschäftigen. Die Kunst der Reduktion ist hier nicht nur aufgegangen, sondern erzeugt eine außergewöhnliche, teils surreale Stimmung. Weniger war Mehr? Wahrhaftig!
 
 
Stefan Erbe  
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Electric Mud - The inner World Outside  

elctric mud inner150Der Empulsiv-Redakteur erinnert sich noch immer an den renzensiven Erstkontakt den er mit dem Duo Bretschneider/Walser und deren Album "Quiet Days on Earth" hatte. Schon damals forderte die tonale Vielfältigkeit des Silberlings die gesamte körperliche Aufmerksamkeit des Zuhörers, um das Universum der beiden Sounderzeuger in Gänze zu realisieren. Auch auf ihrem neuerlichen Angebot einer Zusammenstellung mit beinahe aller existierender Musikgenres unseres Globus, verdichtet sich der Eindruck, dass die wichtigste Aufgabe des Duos ist, es sicherzustellen, dass der Kontrast zwischen den Stücken so manigfaltig sein muss, wie es eben nur geht (Der Leser mag an dieser Stelle erkennen, dass der Autor mit der Verwendung des letzten verschachtelten Satzes, bereits in ähnlich abstrakte Welten abgebogen ist).
Der sich daraus bildende Widerspruch, umso komplexer desto schwieriger, löst sich aber bereits nach den ersten Tracks wieder auf, denn die Magie, die Stimmungswechsel und die investierte künstlerische Qualität ist surreal aber eben auch voller Anziehungskraft. Die mainstreamentfernte Wahl den Sound zwischen orchestralem Progrock, jazzige Electro und trivalen Pianoelementen anzusiedeln, gibt kaum Zeit, über das gehörte zu sinnieren und hinterlässt die Frage, wieviel Zeit es wirklich braucht, die Welt dieser außergewöhnlichen Musik komplett zu verinnerlichen. Damit müsste auch der Albumname nochmal hinterfragt werden, denn eigentlich müsste es heißen "The Outer World inside".
 
 
Stefan Erbe
 

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.