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Bertrand Loreau - Eternal Sorrows

bertrandloreau eternalsorrowsWas macht ein Musiker mit alten Aufnahmen, die ihn emotional auch heute noch stark emotionalisieren? Man restauriert und mastert sie neu für die Veröffentlichung. So geschehen mit den Stücken auf Eternal Sorrows von Bertrand Loreau. Aufgenommen in 1981 mit einem einfachen Kassettenrekorder und entsprechender Qualität. Herausgekommen ist eine CD mit durchweg hörbarer früherer elektronischer Musik, der man die Einflüsse der damals großen Namen sicherlich anhört. Glücklicherweise hat sich Bertrand dafür entschieden, die originale Klangwelt zu erhalten und die Stücke nicht neu aufzunehmen. Somit bleibt das gesamte Klanggebilde auch auf dem ursprünglichen Gefühlsstand der Aufnahmen und mutiert nicht zu nachgespielter traditioneller EM. Die wenigen hinzugenommen Sounds passen sich kaum abhebend in das Gesamtwerk ein.

Die Stücke sind eher harmonisch gestrickt, wirken keinesfalls überladen und fokussieren sich auf wenige zentrale Elemente, die jedes für sich die Songs vorantreiben. An einigen Stellen spürt man auch die Experimentierfreudigkeit des Franzosen, so dass leicht zugängliche Parts von etwas anspruchsvolleren abgelöst werden. Ab und an scheinen dabei Konstrukte und Ideen durch, die mich an spätere Werke anderer Künstler erinnern.

Anspieltipps: Flying Mind, Chemin d'Enfer (part 1), Eternal Sorrows (part 2)

Künstler: Bertrand Loreau
Bezug: Spheric Music Online-Shop

Stefan Schulz

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Bernd-Michael Land - Die Mondlandung

mlBernd Michael Land, der Rodgauer Synthsammler und umtriebige Komponist gehört auch 2019 wieder zu den fleißigen Musikern des Genres und veröffentlichte zum 50er Jubiläum der Mondlandung (s)ein gleichnamiges Album. Wie bereits auf den vorherigen Alben wirft der Hesse seinen montrösen Fuhrpark ins Rund der universalen Tonerzeugung und serviert uns eine kontroverse Sequenzerschlacht, die alle Stadien der Reise zum Erdtrabanten würdig musikalisch dokumentiert. Dabei verzichtet er weitgehend auf die historischen NASA-Samples und interpretiert die markanten Mond-Meeres-Punkte mit seiner eigenen synthtetischen Sichtweise. Es zirrpt und blurrpt, es triggert und knarzt, ganz so, wie man es sich von einer 69er Jahres-Rück-Betrachtung erwarten würde. Stilecht und narrativ.

www.bernd-michael-land.com

Stefan Erbe

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Martins Garden - Elysium (2019)

mgEin neues Martins-Garden-Album ist wie ein spannender Science-Fiction-Kinofilm. Man weiß nur, dass Regisseur, Darsteller und auch das Cover vom Allerfeinsten sind. Das ist schon mal eine gute Ausgangsbasis. 11 Tracks bedeuten 11 unterschiedliche Episoden. „Elysium – Tales Of Devotion“ begleitet den Hörer zunächst mit paradiesischem Vogelgezwitscher in einen japanischen Garten und man ahnt schon die geballte Energie in den auftürmenden Klanggewölben, die zum "Olymp" und zur "Unsterblichkeit" führt. Auch in seinem neuesten Werk beweist der Schweizer Martins Garden wie kaum ein anderer Künstler auf diesem Planeten wie man zeitgemäße Electronica einem Publikum präsentiert, das wirklich was total Neues hören will. Er mixt Dubstep und fette Downbeats, streut seine einzigartigen Effekte hinzu und verfeinert mit ätherischem Gesang von weiblichen oder männlichen Stimmen die imposante Atmosphäre – und doch klingt alles harmonisch und leicht. „Elysium“ ist ein intelligentes, tanzbares, herausragendes Electronic-Spektakel, das trotz aller Progressivität auch das Herz erwärmt. 

https://merkabamusic1.bandcamp.com/album/elysium?fbclid=IwAR2vQoC3V7ALDxBbnF6wNjAcYQdAMVHNyNhcPhOZB_rm_MGaXeJKM8yeD54

Will Lücken

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Manuel Göttsching - Dream & Desire (Re-Edit)

dreamanddesire2019

Eigentlich ist diese Rubrik ja eher Alben-Neuerscheinungen gewidmet. Wenn ein Album eine so bewegte Geschichte wie Manuel Göttschings "Dream & Desire" hat, dann machen wir aber auch gerne mal eine Ausnahme. Das Album enthält Aufnahmen von 1977, die Manuel Göttsching eigentlich nur für eine Radiosendung des RIAS produziert hatte. Moderatoren genossen seinerzeit noch eine viel größere Freiheit und konnte "einfach mal" dieser neuartigen Musik eine Stunde Sendezeit freiräumen.

Was leider seinerzeit auch schon so war: Nicht alles, was es verdient hätte, schaffte es auch auf einen Tonträger, und so mussten Fans außerhalb der "Reichweite" des Senders die nächsten vierzehn Jahre mit privat kursierenden Tonband-Mitschnitten der Radiosendung vorlieb nehmen. Erst 1991 erschien "Dream & Desire" auf CD, und die ist auch schon lange wieder aus den Katalogen verschwunden.

Erfreulicherweise hat Manuel sich entschieden, "Dream & Desire" noch einmal aufzupolieren und auf seinem eigenen Label wiederzuveröffentlichen. Wer dieses Schätzchen klassischer elektronischer Musik in der Sammlung haben möchte, muss sich nicht mehr bei Sammler-Börsen oder nicht ganz so legalen Quellen umsehen. Es lohnt sich, denn es ist ein Beispiel für Manuels einzigartige und fokussierte Spieltechnik: Was wie ein Sequenzer klingt, ist in Wirklichkeit seine Gitarre - eine echten Sequenzer hatte Manuel seinerzeit überhaupt nicht, nur einen EMS-Synthie und eine Farfisa-Orgel. Ist es gerade diese Reduktion im Instrumentarium, die zu zeitlosen Meisterwerken führt? Eine Frage, über die es sich lohnt nachzudenken, während man zuhört.

Die Neuveröffentlichung enthält auch den Bonus-Track "Despair", der nicht Teil der originalen Radiosendung war, aber aus gleicher Zeit stammt und sehr gut zu "Dream" und "Desire" passt.  Sie wird von einem Kommentar von Olaf Leitner begleitet, der beim RIAS seinerzeit die Radiosendung initiierte und noch ein wenig mehr "von alten Zeiten" erzählt. Die waren zwar nicht immer besser, aber für kreative Musiker und Radio-Moderatoren müssen sie genial gewesen sein...

http://www.manuelgoettsching.com/

 Alfred Arnold

 

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Baltes und Erbe - A-11

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2019 ist das Jahr, in dem die erste Mondlandung sich zum fünfzigsten Mal jährt. A-11 ist bei weitem nicht das erste Album, das dieses Event als Aufhänger nimmt, und es wird mit Sicherheit auch nicht das letzte bleiben. Umso größer dürfte bei Baltes und Erbe der Anspruch gewesen sein, den Reflexionen über dieses Jubiläum den ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter zu geben. Ihre eigene Sound-Synthese haben Steve und Stefan ja bereits in zwei Alben entwickelt, und jedes der beiden hatte seinen eigenen Schwerpunkt. Dass sie Bekanntes nicht einfach wiederholen wollten, das war mir schon vor den ersten Hören klar.  Und in der Tat: Natürlich hat das "spacige" seinen Platz auf "A-11", aber wir hören hier keine endlosen Flächen, die uns die Weiten des Raumes nahe bringen wollen, und auch nicht zum soundsovielten Male den Countdown des Saturn V-Starts oder Neil Armstrongs erste Worte auf dem Mond im O-Ton.

Stattdessen durchzieht das Album in weiten Teilen ein solides Rhythmus-Fundament.  Selbiges fällt im "Studio-Edit" etwas weniger wuchtig aus, als man es in den Aufnahme-Sessions in Hagen und Essen erlebt hat. Und das ist gut so, denn so kommt der ganz eigene Baltes&Erbe-Sound noch besser zur Geltung. Auch was die Namen der Titel angeht, setzt "A-11" eigene Schwerpunkte: Anstatt die ohnehin anerkannte historische Bedeutung zu unterstreichen, machen sie uns dezent auf Details der hinter der Apollo-Mission stehenden Technik aufmerksam, die der geneigte Hörer ruhig einmmal er-googeln sollte - der Flug zum Mond war das Resultat tausender kluger Köpfe und nicht nur einiger weniger Visionäre.

A-11 ist in zweierlei Hinsicht ein würdiges Album: dem historischen Anlaß, und dem durch die ersten beiden Alben gesetzten Anspruch. Die "kreative Pause" nach "Electric Garden" hat dem Duo die Ideen und die Energie gegeben, im Jubiläumsjahr wieder richtig "durchzustarten". Daumen hoch und Startfreigabe!

https://www.erbemusic.com/

 Alfred Arnold

 

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.