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Martins Garden - Avalon

Cover AvalonEs gibt Elektronische Musik … und es gibt: Martins Garden. Wieder präsentiert der Meister der exorbitanten Klänge eine musikalische Reise der Superlative. Es geht in die Vergangenheit - oder auch ferne Zukunft - ganz nach Belieben. Es geht nach „Avalon“.

Der in der Schweiz lebende Künstler hatte schon immer eine eigene musikalische Sprache. Inspiriert durch die Symbiose aus irischer Volksmusik und keltischer Kultur führt die Reise in die Arthus Saga. Doch von Anfang an überzeugen wieder die elektronischen Sounds, die Martins Garden wie kaum ein anderer auf dieser Welt beherrscht. Wie aus einem Urknall entwickeln und vermischen sich organische Ambientmusic, warme Downbeats, Psychedelic Dub, charmante Hooklines ... und als wäre das alles nicht genug, wirft der Künstler seine verblüffenden Soundeffekte ein, fügt einen gewaltigen Chor hinzu und die eine Götterdämmerung in Avalon ist perfekt. Die wahre Kunst jedoch besteht darin, dass die Musik keinesfalls überladen ist. Martins-Garden-Musik klingt pathetisch und filigran zugleich, weil perfekt ausbalanciert. Alles wirkt experimentierfreudiger als in seinen früheren Alben aber kompakter. Als würde ein komplettes Orchester partizipieren. Manchmal prasseln Trommelgewitter, Streicherkaskaden und Harfenklänge durch die Membranen. Wenn diese Authenzität gelingt, hat ein Elektronik-Künstler per se eine höhere Ebene erreicht. Manche Titel führen den Hörer in mächtige Klosterhallen, in botanische Gärten, in Tanzpaläste oder zum Heiligen Gral. Doch bei all den abenteuerlichen Geschichten bleibt das gesamte 75-Minuten-Opus unterm Strich tanzbare Ambientmusik - verpackt in exzellenter Audioqualität. Für Fans der anspruchsvollen Klänge: Unverzichtbar!

https://eucalyptusnetwork.bandcamp.com/album/avalon

Will Lücken

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IcingWolf - From Inside

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Wie bei allen Künstlern sind bei Musikern ihre Werke immer auch Ausdruck ihrer inneren Gefühle und Stimmungen. Ganz explizit hat das Monika Freerk alias Icing Wolf auf ihre zweite "echte" CD-Release geschrieben: "From Inside". Fast ein bisschen unbemerkt ist es herausgekommen, und das ist schade, denn drinnen sieht es alles andere als eisig aus. Die Klänge sind gefühlvoll, melodisch und warm. Den Spannungsbogen spannt Monika dieses Mal ganz lang: die Titel steigern sich  kontinuierlich bis zur Mitte, wo Mitglieder des Schallwende-Vereins einen Track finden, den sie von der letzten "Schallplatte" bereits kennen, und der mit seiner Dramatik auch als Film-Score taugen würde. Aber auch danach verflacht das Album nicht, und der letzte (längste) Track ist noch einmal ein schöner  "Rausschmeisser".

Das ergibt ein schönes Gesamtbild ohne Durchhänger, und man hat den Eindruck, Monika hat "ihren Stil" gefunden. Der enthält vieles, was man von ihren frühen, "Download-only" Alben schon kennt und für die sie vor zwei Jahren verdientermassen zur Entdeckung des Jahres gekürt wurde. Wer melodische und gefühlvolle EM schätzt, der sollte hier auf jeden Fall einmal reinhören - er wird den Blick "Inside" nicht bereuen.

 

Downnload-Version: https://icingwolf.bandcamp.com/album/from-inside

CD-Version: Groove Unlimited, http://www.groove.nl/cd/g/gr-289.html

 Alfred Arnold

 

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Stefan Erbe - Nachtlichter

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Stefan Erbes neuestes Werk "Nachtlichter" ist das dreissigste Solo-Album in seiner musikalischen Laufbahn. Aus diesem Anlass darf der Blick auch gerne mal ein klein wenig zurück gehen, und mit einem halben Auge tut Stefan das auch. Der mit Erbes Werk vertraute Hörer wird auf "Nachtlichter" dezente Anspielungen an den einen oder anderen markanten Sound oder Titel aus früheren Veröffentlichungen wieder erkennen: hier eine Prise "Sound of Sky", dort ein Beat, den man von einem Vorgänger kennt, und auch bei den (dieses Mal deutschen) Titeln wird der Erbe-Kenner mehr als nur eine Anspielung finden. Doch wie immer verwendet Stefan Erbe Bekanntes nur als eine der diversen Zutaten, aus denen dann etwas Neues, vorher noch nie Gehörtes entsteht. Auf "Nachtlichter" fallen die einzelnen Tracks wieder kürzer und Radio-tauglicher aus, nachdem er im Duo mit Steve Baltes in den letzten Jahren ja auch mal die Möglichkeiten von Titeln mit zweistelliger Minutenzahl ausgelotet hat. Wie man zum Thema "lange oder kurze Tracks" auch stehen mag, die musikalische Qualität ist das Kriterium, nach dem man in beiden Fällen urteilen sollte.  Die Titel auf "Nachtlichter" kommen mit einer Leichtfüssigkeit und Selbstverständlichkeit daher, die Könnerschaft belegt. Der Spannungsbogen zwischen flotteren und kontemplativeren Stücken passt, und auch eine 2020er-Version von "When Angels Travel" fügt sich ohne Brüche in dieses Ensemble ein.

Hinter "Nachtlichter" steht vielleicht nicht die grosse musikalische Gesamt-Idee wie bei "Selectronique Debussy", und es transportiert auch keine gesellschaftlichen Botschaften wie sein Vorgänger "Reflect". Es ist einfach nur Stefan Erbe, wie man ihn kennt und liebt: nicht mehr, aber auch nicht weniger, sondern im Gegenteil in Bestform. Es ist einfach ein Vergnügen und macht gute Laune, die "Nachtlichter" in der Dauerschleife immer wieder an sich vorbei ziehen zu lassen. Stefan Erbe setzt - um auf den Titel zurückzukommen - ein paar helle Lichter in die aktuell nicht ganz so schönen Zeiten. Und damit ist er auf seine Weise dann doch wieder ganz auf der Höhe der Zeit. 

https://www.erbemusic.com/

 Alfred Arnold

 

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Stan Dart - Retrospective

RetrospectiveIn den letzten 10 Jahren hat Stan Dart eine Menge hervorragender Alben veröffentlicht. Vielleicht fehlte der kommerzielle Erfolg (was ich mir beim besten Willen nicht erklären kann) denn die elektronische Musik von Stan Dart erfüllt alle Ansprüche, die ein Liebhaber dieses Genres sich wünscht. Wie dem auch sei, das neue Album „Retrospective“ ist kein „Best of“, sondern offensichtlich eine Ansammlung von Tracks, die bisher in das Gefüge eines Konzeptalbums nicht passten. Gleich zu Beginn startet Stan Dart mit dem brandneuen gleichnamigen Titeltrack, der super abgeht – wie eine Rakete – aber atmosphärisch bleibt. Die altbewährte Rezeptur von Stan Dart zeigt sich auch auf diesem Album: Düster, erdig und melodisch. Die hier vorhandenen Instrumentals halten teilweise nicht ganz das Niveau der epischen Instrumentalsongs vom letzten, großartigen Album „Seaside“. Dafür gibt’s ein paar Überraschungen, wie z.B. ein markantes Cello auf „Supernova“ oder das Arrangement für „Berlin“ - sehr hörenswert. Stan Darts Ambitionen für originäre Spacemusic schimmern immer wieder durch.

Die Highlights auf „Retrospective“ allerdings sind für mich die diversen Titel mit Gesang. Allen voran „Nichts anderes zählt“. Eine absolut gelungene Kombination aus deutschsprachigem Liedermachergesang und fulminantem Klangteppich. Das gab's noch nie ... der Song geht mir nicht mehr aus den Ohren! Dann gibt es eine neue Version von „Via Laboriosa“ mit Sängerin Petra Bonmassar aus dem Album „Ecclesia“. Diese großartige, chillige Version könnte sogar die Bessere sein. Ebenfalls hammerstark der Track „Regarded as Absent“ mit Sängerin Olga W.

Was bei SCHILLER bestens funktioniert, sollte auch beim Österreicher Stan Dart unbedingt auf Erfolg stoßen: Die Kombination von düsteren Instrumentals und anspruchsvoller Pop-Electronic mit Gesang. Vielleicht klappt's ja bei diesem Album?

http://www.stan-dart.com/

Will Lücken

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Computerchemist - That which Prevails

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Neues aus dem ungarischen Elektronik-Labor: Gleich zum Jahresanfang meldet 'Computerchemist' Dave Pearson sich mit einem neuen Album zurück. "Das was vorherrscht", ist der vielsagende Titel, und die Credits an die bekannten Berliner Elektronik-Pioniere auf dem Cover kommt nicht von ungefähr.

Wer hier aber lupenrein dahinfließende Sequenzen a la 'Rubycon', oder melodisch-geschmeidiges Material im Stile der 80er erwartet, der liegt nicht ganz richtig. Die Mehrzahl der Tracks erinnern an die späten 70er-Jahre, als Tangerine Dream begann, nach neuen Musikformen zu suchen und dabei auch progressiv-rockige Elemente auf den Alben zuließ.

Dabei ist dieses Album kein einfaches 'Tribute' an diese Ära, der Mix ist individuell und zitiert die Sounds aus der Zeit, ohne als simple Kopie daherzukommen. Als "Erholung" von den gitarrenlastigeren Tracks stellt Dave auch mal einen Titel dazwischen, in dem der Sequenzer dominiert, und glättet die Wogen ein wenig.

Wer schon seinerzeit bei 'Cyclone' oder 'Force Majeure' nicht spontan abgeschaltet hat, der sollte sich "That with Prevails" einmal genauer anhören, wenn es Anfang Februar erscheint. Elektronik und Krautrock gehen noch immer zusammen, ganz besonders wenn wie hier die Mischung stimmt.

https://computerchemist.bandcamp.com

Alfred Arnold

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.