Ja, Sie haben richtig gehört! Sollte Ihnen der erste Track dieser "SolarPhaserigen" Zeitreise irgendwie bekannt vorkommen, dann irrt der musikalische Sachverstand des Zuhörenden in diesem Fall nicht, denn nicht nur der Opener, des Trios um Matthias Rethmann intoniert mit Grund-Melodien diverser All-Time-Klassiker. Jacksons "Billy Jean" zum Beispiel, eröffnet die Produktion in einer ungewöhnlichen Club-Chill-Lounge Verpackung und spannend und bisher ungehört, folgen weitere Charteroberer der letzten Jahrzehnte. Im Ursprung sind sie zumeist aus der "Hochzeit" der 80er, in variablen Entspannt-Variationen rekonstruiert und rekomponiert , die den Konsumenten zumeist in eine Art des entschleunigten Identifizierens versetzen (Vorausgesetzt man ignoriert das Booklet vor dem ersten Hören). Wir wollen das sonnige Quiz nicht mit vorgezogenen "Lösungen" ruinieren und verheimlichen deshalb die Angabe der weiteren Hits, die sich erstaunlich gut als Chill-Out Basis eignen. Aber neben dem, finden sich auch eine Handvoll eigener Tracks die das Trio produziert hat und dem Redakteur ausnahmslos gefallen. Hier erkennt man die eigentliche Handschrift der drei Reisenden, von der es ruhig noch etwas mehr gedurft hätte. Vielleicht ist es ja aber auch der geschickte kleine Appetizer, der uns auf das nächste Album verweist, auf dem nur noch die Phasen der eigenen Reisen zu geniessen sind, die das Trio in die Zukunft führt.
https://soundcloud.com/solarphase/sets/solarphase-zeitreise
Stefan Erbe
Nachdem Meesha die Schallwelle als „bester Neuling des Jahres 2009“ in Empfang genommen hatte, brachte er mit „Within The Parallel“ ein hervorragendes Album als reguläre CD heraus. Mit „Ether“ kehrt er nun zu seiner vor „Within The Parallel“ schon praktizierten Art der Veröffentlichung seiner Musik zurück: „Ether“ ist als (kosten)freier Download auf seiner Webseite erhältlich.
Der aus Hilversum (NL) stammende Misja van Waterschoot, der unter dem Pseudonym Meesha schon viele Jahre lang (nicht nur) elektronische Musik macht und veröffentlicht, hat seine aktuelle Produktion dem „Äther“ gewidmet: „Dedicated to the invisible medium in which radio, television and communication signals travel.“ Erwartungsgemäß sind viele Sprachschnipsel und andere, dem Funk zuzuordnende Geräusche zu hören.
Obwohl Meeshas Vorliebe für Jean-Michel Jarre und dessen Einfluss auf Meeshas Schaffen an vielen Stellen wieder deutlich erkennbar ist, macht Misja doch seinen eigenen Weg. Auffallend ist, dass „Ether“ um einiges ruhiger als die Vorgängeralben wirkt. Das wird schon bei dem schönen Opener „Radiate“, einem Track mit herrlicher Atmosphäre, offenbar. In den letzten Minuten wird die spacige Stimmung um Sequenzen und Klänge verstärkt, die eine große Weite erzeugen.
Dieses Album, dieser Kracher namens „2911.“ (mit Punkt) ist eine echte Überraschung für mich. Gerade eben erst sind zwei Solo-Alben von Dave Pearson alias Computerchemist erschienen (“Signatures I.” und “Signatures II.”). Und nun das...
Der schon genannte Dave Pearson und Uwe Cremer alias Level Pi sind die kreativen Köpfe und Hände hinter dem Audio Cologne Project. Seit 2009 wuchsen die Musikstücke, die nun veröffentlicht wurden, langsam, indem die beiden ihre Ideen und musikalischen Entwürfe austauschten, bearbeiteten und weiter entwickelten. Wenn man bedenkt, dass der eine (Dave) in Ungarn, und in Deutschland der andere (Uwe) lebt, sind die vier Jahre Entwicklungszeit für das Album aber auch nicht verwunderlich. Nachdem Dave Pearson den Drummer Zsolt Galántai 2011 kennengelernt hatte, wurde er noch in die Produktion eingebunden. Im Gegensatz zu den beiden “Signatures”-Alben ist Zsolt Galántai diesmal nicht als Komponist aufgeführt. Und in der Tat ist seine Rolle zwar eine tragende und nicht zu unterschätzen, aber sein Spiel ist hier anders als auf den Computerchemist-Silberlingen. Auf „2911.“ ist es – wenn ich das mal so nennen darf – „herkömmlicher“ und etwas zurückhaltender.
Jemand geht eine Straße entlang. Autos fahren schnell vorbei. – Das klingt wie die unmittelbare Umsetzung des Titels „A Return To Cromley Hall“, was allerdings nicht ganz zutreffend ist. Zumindest, was den Zeitpunkt der Rückkehr angeht. „A Return To Cromley Hall“ ist die Fortsetzung des Albums “A Diary Of Occurrences”, das 2010 erschien (siehe schalldruck Nr. 43, 10/2011). Andy Condon aus Essex (GB), der The Glimmer Room ist, führt mit dieser etwa 46 Minuten dauernden EP seine Erzählung über The Borley Rectory fort, die als Trilogie angelegt ist.
Diese Fortsetzung findet im engeren, d. h. musikalischen Sinn jedoch nur im ersten Track, dem Titelstück, statt. Mir stellte sich zunächst die Frage, wieso das Album mit „A Return To Cromley Hall“ überschrieben ist, wenn es doch um das Pfarrhaus von Borley geht. Cromley Hall? Des Rätsels Lösung schrieb mir Andy Condon selber: Lionel Foyster, der mit seiner Frau Marianne von 1930 an für 15 Monate The Borley Rectory bewohnte, hat seine Geschichte in Buchform gebracht und für diesen Zweck die Namen aller Personen geändert, und das Haus Cromley Hall genannt. Allerdings ist das Buch niemals verlegt worden, weshalb ich auch im Internet keine Verbindung zwischen Cromley Hall und der Borley Rectory finden konnte.
Michael Allison ist bereits seit den 1990er Jahren mit seinem Musikprojekt Darshan Ambient unterwegs. Mit Little Things legt er nun seine neue Scheibe vor. Das Album präsentiert 12 Tracks vom ruhigem, melodischem Ambient bis hin zu rhythmischem Easy Listening. Michael nimmt uns hier in über einer Stunde mit auf einer Reise, die von kleinen Dingen erzählt. Die Musik jedoch ist wahrlich kein kleines Ding, sondern überzeugt mit feinen synthetischen Flächen und träumerischem Gitarrenspiel.
Bezug: Spotted Peccary
Stefan Schulz