Musikalische Grenzgänger wie Bernd Moonbooter Scholl stehen schon seit einer geraumen Zeit für die gelungene Weiterführung der traditionellen Urväter-Musik aus den 70er und 80er. Auch auf seinem neuen musikalischen Lebenszeichen vermengt der Eifeler das was sich viele Elektro-Fans wünschen, erstklassiger Sound verbunden mit intelligenten Riffs, retrointensive Elemente mit modernen Drums, immer kurzweilig, aber nie anspruchslos. Dass es allerdings immer noch nicht alle potentiellen Konsumenten mitbekommen haben, liegt sicher nicht am Künstler, denn der offeriert über sein Hauseigenes Mellowjet-Label schon über viele Jahre außergewöhnlich gute Releases. Besser mal reinhören! www.moonbooter.de
Stefan Erbe
Sicherlich wird Max "Maxxess" Schiefeles aktuelles Album eine gewichtige Rolle in der 2014er Jahres-Rückschau einnehmen, denn der Zupfer aus dem Süden, verzückt mit Green Fairy wahrhaftig nicht nur seine bisherigen Fans. Selten passten Synths und Gitarre so perfekt zueinander und erinnern den Rezenseur in den 7 Tracks oft an die guten alten Saga-Zeiten. Tolle Ideen, verpackt in diverse Spannungsbögen, hätten durchaus auch noch mehr Stücke ergeben können. Max bevorzugt aber lieber die Verbindung der Elemente und macht daraus XXL-Songs, die somit einfach etwas längere Geschichten erzählen. Gut so, denn die Kompositionen manifestieren sich zumeist nach einigen Minuten und verlangen dabei eine gewisse Zeit um komplett ausgespielt zu werden. Ein einziger Kritikpunkt (wenn man es überhaupt kritisieren darf), das Cover mag irgendwie nicht so richtig zur Musik passen und könnte vielleicht potentielle Käufer abhalten, mal genauer rein zu hören. Das wäre wirklich ein großer Fehler, denn wir finden, besser gehts nimmer! www.maxxess.de
Stefan Erbe
Der slowakische Künstler und Labelbetreiber von Soun Records mit Namen Illl hat sich mit Altered States of Mind eine außerordentliche Veröffentlichung gegönnt. Das fast einstündige Werk besteht aus den acht Tracks Unknown 1 bis Unknown 8 und wird mit zwei Remixes vom Elektronik-Künstler Weldroid komplettiert. Der Stil der Stücke variiert leicht zwischen klassisch grundierter und ambient harmonisierter Musik mit gelegentlichen EInwürfen melodiöser Passagen. Dabei treibt er jedoch nicht in reine Wohlgefälligkeit ab, sondern garniert leichtfüßige Flächen mit kratzigen Elementen sowie Disharmonien und bringt so die richtige Würze in die Stücke. Eine Ausnahme bildet Teil 6, das mit einem langsamen aber anhaltenden Rhythmus daherkommt und auch sonst ein wenig garstiger ist. Die Zusatztitel sind unverkennbar von Weldroid, mit 90er Jahre Computerspieleklänge, eingängigen Drums und eigenwilliger Percussion. Altered States of Mind ist in meinen Augen ein sehr vielschichiges Album für erweitertes Kopfkino. Das Ganze kann man bei Bandcamp herunterladen, zum Preis nach Gefallen.
Bezug: https://section27.bandcamp.com/album/altered-states-of-mind
Stefan Schulz
Im Frühling war er auf Tour mit The Crimson ProjeKct und nutzte die Zeit vor dem eigentlichen Auftritt, um das Publikum mit Live-Improvisation in die richtige Stimmung zu bringen. In letzter Konsequenz füllte er damit die Rolle Robert Fripps in Gänze aus, nicht nur beim Auftritt der Gruppe, sondern auch als Einspieler Drone-artiger Gebilde im Vorfeld. Natürlich in seinem ganz eigenen Stil mit Touch-Gitarre. Dreizehn dieser Eröffnungsstücke hat er nun mit Sultry Kissing Lounge auf ein Album gebannt. Größtenteils ambiente Stücke, die sich über 5 bis 10 Minuten erstrecken und jeweils eigenständige Atmosphären aufbauen, benannt mit 13 Frauennamen und eines so verzückend wie das andere. Hier gehen weiche Klangstrukturen in härtere Gitarrenflächen spielerisch in einander über und ziehen den Hörer mitten in die Musik hinein. Jeder der Tracks verleitet zu einem Kopfkino abstrakterer Art und scheint mit den Gedanken des Publikums zu spielen. Definitiv hörenswert.
Bezug: http://www.iapetus-media.com/markus-reuter-sultry-kissing-lounge/
Stefan Schulz
Ganz klar ist noch nicht, welche Ursache die Explosionen in der Nähe der Steinigen Tunguska hatten. Aber dieses Ereignis wurde seit dem in zahllosen Kreationen aus der Buch-, Film- und Musikwelt thematisiert. Zum hundertjährigen "Geburtstag" des Phänomens gründeten einige Musiker die Tunguska Electronic Music Society. Hier gilt das Motto freie Musik von freien Künstlern für freie Menschen. Point: Altai ist das jüngste Album dieser Gemeinschaft, gewidmet der Geschichte eines Schamanen, der in dem Hochgebirge gelebt haben soll. Die Musik des Albums mit 11 Stücken von 7 Künstlern schwebt in atemberaubender Schönheit um den Hörer herum und reflektiert mit elektronisch-harmonischen Klängen die Schönheit der natürlichen Landschaft des mittelasiatischen Grenzgebiets. Die Stücke des Albums gehen dabei nahtlos ineinander über und bieten klanglich und stilistisch das Bild eines Gesamtkunstwerks. Sie sind von ambienter Natur mit langen, sich bewegenden Flächen und Geräuschkulissen, aber auch die sanft sich zurückhaltenden melodiösen Einwürfe überzeugen.
Bezug: http://tunguskagrooves.com
Stefan Schulz